
Die Lüftung im Hotelzimmer ist schlecht, ein offenes Fenster ist wg. des Lärms vor der Tür keine Option. Dennoch habe ich gut geschlafen und lange. Das Regionalmuseum macht erst um 10:30 Uhr auf, war gestern Abend zu erfahren. Wir starten daher erst um 10:00 Uhr. Das ist ein lockerer Start in den Tag.
Unsere Akkus und Powerbanks sind gestern Abend im Hotel angekommen und unser Guide verteilt sie unter uns. Gott sei Dank nicht noch mehr ungewollte Kosten. Ohrhörer und Kamera reichen aus.
Mit gefühlt Millionen Menschen drängen wir ins Museum. Es soll international interessant sein.

Können wir alle allerdings nach kurzer Zeit schon nicht mehr nachvollziehen. Audioguides gibt es nur in chinesischer Sprache, geschriebene Erklärungen sind chinesisch, uighurisch und arabisch (persisch?), nur sehr wenige Basistexte, meist am Eingang einer Abteilung, sind auf Englisch verfasst worden. Diese Information reicht mal eben dazu aus zu verstehen worum es geht, mehr leider nicht. Zudem klingt durch die sachliche Beschreibung immer ein mehr oder weniger Hurra-patriotischer Beiklang durch. Wären wir nicht zuvor an einigen der erwähnten Orte gewesen, hätte sich in dem meisten Abteilungen für mich nur äußerst wenig erschlossen.
Wir sehen uns (eigentlich sehr interessante) Mumien aus der Wüste und Steppe an. Menschen, die nicht absichtlich mumifiziert worden sind, sondern durch die extreme Trockenheit ausdorrten bevor der Verwesungsprozess einsetzte. Ich sehe nur chinesische Menschen um uns herum. Wir werden auch hier angestarrt, als wären wir Bestandteil der ausgestellten Artefakte.
Hinter jeder Abteilung, die wir durchqueren, das Museum ist riesig, haben sie einen Verkaufsshop eingerichtet, der irgendetwas verscherbelt, das zum Inhalt der Abteilung passt (oder auch nicht). Wir schauen uns „nur“ die Abteilungen 7.8 und 9 an. Das reicht mir dann aber auch und mich drängt es nach einem Kaffee. In der Cafeteria sitzen schon Mitreisende. Ich geselle mich dazu und trinke einen guten (!) Americano aus einer Tasse aus Teig, die am Ende aufgegessen werden kann.
Nach dem Museum geht es per Bus nach Kuitun. Eiine lange Fahrt. Immer wieder huschen Baumwoll- und Chillifelder am Busfenster vorbei.
Wir kommen recht früh an, so gegen 17:00 Uhr und wollen uns nach der langen Fahrt noch die Beine vertreten. „Das ist nicht so wirklich attraktiv,“ bekommen wir zu hören, „nur Häuser und Straßen . . . . und ein kleiner Park dort drüben.“ Das Exploration Team entscheidet sich für den Park, Häuser hatten wir genug. Und wir werden überrascht. Die Überraschung führt dazu, dass wir über unseren Guide diskutieren. Warum weiß er nichts von dieser buddhistischen Anlage? Oder wollte er davon nichts wissen, durfte er nicht? Ist das ein Teil, den man uns nicht zeigen will?
Die Anlage ist KEIN Museum. Wir können in alle Tempel gehen, nur einer ist für uns tabu. Dort findet das Pendant eines Gottesdienstes statt. Ich mache einen Bogen darum und bekomme natürlich keine Fotos von einer authentischen religiösen Handlung.
Natürlich berichten wir nach dieser Entdeckung unserem Reiseleiter und erzählen beim dinner den anderen davon. Unser Guide hat sich vorsichtshalber nicht zu uns an den Tisch gesetzt, der Schlingel. Hat er doch sonst getan.
Die Handtücher im Hotel sind die Wucht. Die Stickerei ist richtig toll. Vermutlich ist es nur der Hotelname, aber er gefällt mir sehr, auch T. ist begeistert.
Leider können wir die Rezeption nicht dazu überreden, uns jeweils ein kleines Handtuch zu verkaufen. Auch mit Unterstützung des Guides, der, das muss ich zu seiner Ehrenrettung betonen, vielleicht 20 Minuten intensiv verhandelt, bleibt der Vorstoß erfolglos. Der Verkauf ist schlicht und ergreifend nicht vorgesehen. Hmmm. Schade.

Unser Reiseleiter hat, von wo auch immer, eine kleine Flasche Reisschnaps gekauft und schenkt in der Hotellobby vor dem Tagesende aus. Ich probiere den 46%igen Spirit. Er schmeckt sanft, aber nicht gut. Das ist nicht meins.