11. Tag: Ankunft in Turfan und historische Stätten

Reittiere für Touristen an den 1000-Buddha-Höhlen

Wir starten heute relativ spät, erst um 09:45 Uhr. Kommt mir entgegen. Ich sortiere das Gepäck neu. Handgepäck für den Flieger ist erst wieder auf dem Rückflug notwendig. Ich nutze nur noch den kleinen Rucksack als Ausflugtasche für Trinkwasser, Fotoequipment, Papiertaschentücher  und Desinfektionsmittel.

Wir fahren zu den 1000-Buddha-Höhlen.

Zwischen den Mitreisenden ergibt sich eine Diskussion über Beutekunst, verursacht durch die pointierte Darstellung an den Eingängen der zahlreichen Höhlen.

Zur „Ehrenrettung(?)“ des genannten Deutschen muss erwähnt werden, dass auch englische Kulturräuber namentlich benannt und ihnen auch die Kompetenz als Forscher abgestritten wird.

In der Nachbuddhistischen Zeit, haben Moslems jedes Gesicht auf Grund eines islamischen Verbotes aus den Höhlen entfernt. Insoweit machen auch besser erhaltene Teile einen beschädigten, unvollständigen Eindruck.

Buddha ohne Gesicht und somit islamisiert.

Leider sehen wir hier keine restaurierten Höhlen. Es sind lediglich die Zustände erhalten worden, die man irgendwann (nach dem Raub wesentlicher Teile) vorgefunden hat. Auch an dieser, eigentlich äußerst interessanten Stelle wird mein Eindruck nicht widerlegt, das Kulturhistorie nur noch als folkloristischer Hintergrund dient und politisch genutzt wird, wo es nur irgendwie geht.

Auf diversen Fotostopps begeistert mich die Landschaft. Lehm-/Sand-/Tonstrukturen, viele Dutzend Meter stark, zerschnitten von Wasserläufen, die zwar ausreichend Wasser führen, allerdings nur wenige Meter links und rechts des Wasserlaufes auf natürliche Weise bewässern können.

180 Grad Panorama, aufgenommen auf einem Park- und Rastplatz
Egal wo wir hinkommen, Chinesen sind schon da.
Selbst diese spektakuläre Landschaft reicht nicht aus und für Extra-Mega-Highlights muss gesorgt werden. Hier ist es eine Rutsche am Hang von den oberen Strukturen bis ins Tal.

Wir fahren zur Welterbestätte Gaochang oder Qocho.

Immer wieder stehen an der Straße Gewächshäuser. Die Seiten- und Rückwände sind aus Sand/Lehm, während die Front mit Plastik abgedeckt werden kann.

In Gaochang soll sich der buddhistische Mönch Xuanzang lange aufgehalten und gewirkt haben. Die Ruinenstadt ist eine der größten Lehm- und Sandruinenstädte der Welt. Häufig kann man die alten Strukturen nur mit viel Vorstellungskraft erkennen.

Wir fahren mit Elektrobussen durch das riesig große Gelände (ca. 2,5 x 2,5 km). Beim Anblick der zahlreichen Wiederherstellungsversuche muss ich unwillkürlich an Schliemann denken, der auch mit viel Fantasie den Palast der Minoer in Knossos „wiederhergestellt“ hat und dadurch unsere heutige (falsche!!) Vorstellung dieser Kultur prägte.

Wir nutzen die Welterbestätte nicht nur zur Bildung, sondern auch für hygienische Belange. In der Regel sind die Toilettenanlagen eine Vollkatastrophe in China. Eine Mitreisende bringt es auf den Punkt und bemerkt, dass ihr Respekt vor den Menschen in China mit jeder Toilette weiter sinkt. Dass hier Sitztoiletten unüblich sind, ist nicht Grund für dieses Urteil, vielmehr ist es der hygienische Zustand. Schon viele Meter vor dem Toilettenort ist es möglich sich durch die Nase zum Ort des Geschehens leiten zu lassen. Die Augen sind dennoch nötig, ansonsten tritt man irgendwohin wo etwas dunkles und nasses rumschwappert. Meistens habe ich den Wunsch nicht nur die Hände mit Desinfektionsmittel zu behandeln, sondern die Schuhsohlen auch. Aber hier, eine Welterbestätte, ist die sanitäre Welt in Ordnung. Ausserhalb derartiger Einrichtungen behelfen wir uns inzwischen mit den nicht immer und überall vorhandenen Familientoiletten. Die sind i.d.R. sauberer und haben auch eine für uns normale Toilette.

Das altuighurische Dorf Tuyugou ist wieder ein kleines Disney World. Vor den Toren des Dorfes große Parkplätze und Schrankenanlagen, von den Überwachungskameras ganz zu schweigen. Dem Dorf vorgelagert ist ein künstlich aufgebautes Dorf ohne Bewohner aber mit vielen Shops.

Erst hinter dem Kunstgebilde liegt das alte ehemalige altuighurische Dorf Tuyugou, in dem jedoch auch längst niemand mehr wohnt. Auch diese Einwohner haben offensichtlich die Segnungen der neuen bequemen Bungalows und Wohnungen in der Stadt erfahren. Im alten Dorf essen wir „bei einer uighurischen Familie“ zu Mittag, was nichts anders ist als ein gemütliches Restaurant, betrieben von einer vermutlich uighurischen Familie.

Im Bezirk Turfan werden Unmengen Wein angebaut. Die Trauben werden nicht gekeltert und zu Wein oder Saft verarbeitet, sondern zu Rosinen. Auch ich kaufe welche als Mitbringsel im Dorf, nasche allerdings einen großen Teil schon unterwegs weg.

Diese Gebäude sind landschaftstypisch. Mehr oder weniger schön und/oder gut erhalten werden darin die Trauben getrocknet.

Auf der Rückfahrt nach Turfan begeistern (mich) die trockenen Sand-/Lehmlandschaften mit den schmalen grünen Bändern in den flammenden Bergen, einer kleinen Bergkette, die das mächtige Tienshan Gebirge vom Tarimbecken trennt.

Wir halten auch kurz an einem „Skulpturenpark“, den keiner von uns besuchen will. Es ist wieder ein kleines Disney World für „Inlandstouristen“. Eine uighurische Legende wurde hier in künstlichen Skulpturen lebendig und ist jetzt ein Ausflugsziel für Selfie-Fotografen.

Das Emin-Minarett ist wie die gesamte Anlage drum herum restauriert, gepflegt. Es macht nicht den Eindruck als würde diese Moschee noch ernsthaft genutzt. Frauen dürfen ohne Bedeckung hinein, Schuhe ausziehen ist nicht notwendig.

Das bunte Feld besteht aus Plastiktulpen.

Kampf gegen den Staub in der Moschee

Der um die Moschee herum gruppierte Friedhof macht einen ebensolchen künstlichen Eindruck wie die Plastiktulpen vor der Anlage.

Ein nicht belegtes Grab (Beschickungsöffnung ist nicht zugemauert)
Selbst auf dem Friedhof gibt es Kameras. Wovor hat man hier Angst?

Vor der Ankunft im Hotel heben wir noch einmal Bargeld ab. Das Leben in Xinjiang ist doch etwas teurer als angenommen und wir wollen auch noch für Fahrer und Guide Trinkgeld sammeln.

Übernachtung im Hilton Hampton Hotel 
Nr. 44 Gaochang-Mittelstraße, Stdtbezirk Gaochang, Turpan

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