
Ich lasse mich in den singenden Dünen narren.
Nach dem Frühstück bleibt etwas Zeit, um unser Gästehaus in der Sonne zu fotografieren (siehe Fotos im gestrigen Eintrag).
Heute sind wir dennoch irgendwie zu früh gestartet. Das Frühstück war nicht wirklich gut, Kaffee gab es auch nicht, selbst Instantkaffee nicht . . . Ich bin heute nicht wirklich gut drauf. Die Koffer kommen gleich in den Bus, mit dem wir heute Nachmittag nach Almaty weiterfahren. Erwähnenswert: Im Gästehaus hat auch eine andere europ. Reisegruppe übernachtet, offensichtlich eine Wandergruppe, die von hier aus Exkursionen durchführt.
Nach Wetterbericht soll es heute besser werden, als es gestern war. Für die singenden Dünen ist das bestimmt vorteilhaft. Wir fahren wieder mit den Allradfahrzeugen von gestern in den Altyn-Emel-Nationalpark. Start 07:45 Uhr. Erwähnenswert ist der Findungsprozess Wer-fährt-heute-in-welchem-Auto-mit. Wie die kleinen Kinder, „hier fahre ich nicht mit“, „hier ist zu wenig Platz“ . . . . Aber irgendwann sitzen alle drin und es geht los.
Die Steppe, die wir durchqueren mutet unendlich an, was ja nicht stimmen kann, da rings herum Berge stehen, aber wir sind wieder ca. 45 Minuten unterwegs. Da es hell ist, sehen wir auch die Tiere der Steppe, aber sie ohne leistungsstarkes Tele zu fotografieren ist ein Abenteuer für sich.

Die singenden Dünen singen wirklich!
Den Eindruck hatte ich, als ich auf dem Dünenkamm lief. Ich bin nicht mit den anderen bis nach oben gelaufen, sondern allein zurück. Und die Absonderung hatte sich gelohnt! Es war still, total still, nur ein leises Summen, nicht tief, eher etwas hoch. Faszinierend! Singende Dünen! . . . . Moment . . . . Wenn ich den Kopf neige ist das Geräusch weg . . . . Es hat nicht lange gedauert und ich hatte die Ursache für den Dünengesang. Der Wind hat an dem Bändchen, das an den Bügeln meiner Sonnenbrille befestigt ist Summtöne hervorgebracht. Von wegen singende Dünen . . . . Der Spaziergang war dennoch schön.
Wir fahren mit den Geländewagen zurück zum Gästehaus und machen unterwegs kurz halt an Dschingis Khans Kochstelle (Achtung Legende).

An einer nach Oase aussehenden Stelle machen wir einen weiteren Stop. Irgendwo, aber nicht hier (!) sollen 700 Jahre alte Bäume stehen. An dieser Stelle soll mal Uran abgebaut worden sein. Hmmm. Von Bergwerksaktivitäten sehe ich nicht viel. Sieht nach Oase aus. Es gibt auch eine Quelle.


Am Gästehaus wechseln wir in den Bus. Es folgt wieder eine zu lange Busfahrt. Der Mittag verstreicht, der Nachmittag kommt. Unterwegs kaufen wir uns einen Mittagssnack. Ich kann nur mit großem Geld bezahlen und gebe (gezwungener Massen) zu viel Trinkgeld. Umgerechnet sind es allerdings nur ein paar Cent (1 Euro entspricht ca. 650 kasachische Tenge).
Die „Bergstation“ des Scharyn Canyon ist eine rein touristisch aufgeblasene Angelegenheit.
Hubschrauber starten hier zu Rundflügen, man kann Ferienhäuser buchen, Allradfahrzeuge mieten, der Parkplatz ist groß und bereits gut gefüllt.
Vielleicht rutschen wir in einen Vorteil der späten Tagesstunde hinein. Wir kommen an, die anderen gehen?
Hier oben ist die Temperatur sehr angenehm und im Canyon weht kaum Wind. Wir laufen durch eine faszinierende Landschaft immer bergab. Ein lockerer Spaziergang. Zwei Mitreisende kehren allerdings früh um, sie sind ziemlich fußlahm. Schade für sie. Der Canyon ist die Wucht.
Uns kommen immer wieder Tatras entgegen, drinnen, bzw. auf der Ladefläche sitzen verspannt oder belustigt aussehende Menschen. Wir brauchen ein paar Tatras lang bis wir checken, das ist der Rückfahrservice, wenn man nicht laufen möchte. Leider hat uns unsere Guide davon nichts erzählt. Unsere Fußlahmen hätten wohl den Berg zu Fuß runter und per Tatra wieder hoch geschafft. Sie werden sich ärgern.

Die Tatras reizen allerdings auch uns. Das sah ja schon abenteuerlich und cool aus . . . .Das wollen wir auch! Unsere Guide kauft für uns die notwendigen Tickets. Die Abfahrtzeiten sind organisiert. Wir müssen auf unseren Tatra noch eine Zeitlang warten. Ich habe Zeit das Flußtal zu erkunden. Das Wasser ist sehr kalt. Ich finde den Kontrast zwischen dem Wasser als Symbol der Fruchtbarkeit und des Nahrungsüberflusses und dem trockenen Lehm-/Sandboden als Symbol für Steppe, Wüste, Trockenheit sehr spannend. Das nur schmale Band des grünen Bewuchses beidseitig des Flusses unterstützt diesen Kontrast noch mehr.
Unser Exploration Team hat Glück, wir kommen auf die Ladefläche. Andere Mitreisende müssen drinnen sitzen (und sehen natürlich nicht so viel). Jetzt ist das Licht vollständig anders. Goldene Stunde.
Anschließend fahren wir wieder zu lange, > 1 ½ Stunde, zu einer kasachischen Familie, bei der wir ein wirklich üppiges Abendmahl bekommen. Es gibt viel Fleisch, Schaf, Rind, Pferd, aber auch allerlei andere Dinge, die mir mehr zusagen. Während des Essens trägt ein Verwandter der Familie, er arbeitet nach eigenen Angaben im Kulturhaus, was soviel wie ein Theater sein muss, nahezu ohne Unterlass Lieder und Gedichte uns unbekannter Künstler vor, die allerdings für die kasachische Geschichte von Bedeutung zu sein scheinen. Zumindest summen und singen die anderen Familienangehörigen die Lieder oft mit.
Zum Hotel sind es noch einmal 1 ½ Stunde Busfahrt. Jetzt will ich nicht mehr. Wir kommen im Dunkeln gegen 21:00 Uhr in der Millionenmetropole Almaty an und werden im Hotel mit Sekt begrüßt. Das ist eine angenehme Überraschung. Danach habe ich nur noch Lust auf Dusche und Bett.