Am Nachmittag Alkohol getrunken, aber schon morgens gefahren wie betrunken.
Der Tag fängt nicht gut an (hört aber gut auf). Ich weiß nicht warum, aber ich denke nicht an den Einstiegstritt, der neben unserem Auto steht und auch stehen bleibt, wenn wir unterwegs sind. Als ich aus dem Stellplatz rückwärts zurück setze, schlage ich zu früh ein und überrolle den Hocker. Kurzes trockenes Knirschen und schon hat er die Beine gespreizt, für immer! Mist! Für mich nicht so schlimm, wie für Heike. Ich komme dank meiner langen Beine recht bequem mit einem Schritt ins Auto, aber Menschen mit etwas (!) kürzeren Beinen . . . .
In Llandudno entern wir einen Langzeitparkplatz und zahlen so viel Parkgebühren, wie während der ganzen Herbstreise noch nicht, 7 GBP werden für 10 Stunden aufgerufen. Weniger (4 h) macht keinen Sinn, wir werden länger bleiben. Nun, Llandudno scheint ein Seebad / Badeort und Top-Urlaubsziel zu sein, wie Timmendorf und Co. bei uns. Insoweit . . .
Die Sonne scheint heute! Schon zum Frühstück keine Wolke am Himmel. Das soll sich allerdings zum Nachmittag ändern (von der Vorhersage, dass es am Sonntag stark regnen soll, wollen wir beide jetzt gar nichts wissen). Uns treibt es daher zum Great Orm Summit. Allerdings nicht auf die schweißtreibende Art, sondern historisch :o). Wir fahren für einen Touristenpreis (returnticket 21,70 GBP) mit der Tram, eine Kabelbahn, erst zur Zwischenstation und dann auf den Gipfel.
Die Fahrt zur Zwischenstation ist lustig, lachend und lärmend, quitschend und kreischend teilt sich eine Schulklasse mit uns die historische Bahn. An der Zwischenstation steigen wir um und es geht mit einer Bahn gleicher Technik und Bauart hoch hinaus.
Man wäre wohl auch noch auf einem anderen Weg nach oben gekommen . . .

Leider ist der kurze Weg auf der anderen Seite des Gipfels runter zum Plateau gesperrt. Der lange ist mir zu lang. Heike würde dann weit über eine Stunde auf dem Gipfel auf mich warten müssen. Wir machen daher eine großzügige Runde und versuchen angestrengt jeden Haufen Schafsch… zu vermeiden, sitzen noch eine wenig in der Sonne und fahren wir wieder runter.
Der Weg von der Endstelle zum Pier ist nicht weit. Der Pier ist wie britische Piere so sind (nach meinem Vorurteil), leicht heruntergekommen, bunt, schrill, billig, aber hohe Preise. Nur voll ist es nicht. Die Jahreszeit stimmt wohl nicht. Auch so ein Pier ist wohl Bestandteil britischer Kultur. Irgendwo unterwegs haben wir im Übrigen ein tolles Schild gesehen:
– Welsh! Not british! And definetly not englisch! –
Aber hier auf dem Pier sieht es ziemlich nach Brighton aus, bzw. so wie ich den Pier dort in Erinnerung habe.
Anschließend laufen wir ein wenig an der Promenade entlang und durch die Stadt. Die Stadtansicht mit den mehrgeschossigen, sehr sauber renovierten Häusern und recht gleichartigen Fassaden sieht beeindruckend nach reichem Seebad und touristischer Hochburg aus.

In den Straßen ist dann alles schnell wieder „very british“ (!). Natürlich viele Geschäfte und Lokale, die es ohne Touristen nicht hier gäbe, aber auch viele ’normale‘ Geschäfte. Llandudno scheint schon fast ein Oberzentrum für die Region zu sein.
Ich ‚parke‘ Heike in einem Café und laufe weiter zur Penderyn Whisky Distillery.
Wir haben absichtlich nichts gebucht und wollten abwarten ob und wie lange wir das gute Wetter nutzen wollen. Heikes Laufgestell macht allerdings wieder Probleme. Daher laufe ich allein zur Destille, recherchiere und buche eine Tour für uns beide und laufe zurück zum Café. Nach einer Stärkung (Heike Stew, ich Salat mit Ziegenkäse) laufen wir im Zick Zack durch die Stadt zur Destille. Aber auch diese Zick Zack Tour ändert nichts an unserem Eindruck von der Stadt.


Die Tour ist hervorragend. Barbara führt uns durch die laufende Produktion der an diesem Standort kleinen Destillerie. Die Tour ist mit kurzer Verkostung auf 60 Minuten angelegt, wir haben aber so viel mit Barbara zu reden, dass es am Ende 90 Minuten geworden sind. Die Tour teilen wir uns im Übrigen mit einem weiteren (jüngeren und britischen) Ehepaar. Wir kaufen nichts! Im UK sind die Preise höher als bei uns und außer den Distillery Exclusive Abfüllungen für über 100 GBP kann man hier nichts kaufen, was wir nicht zu Hause (preisgünstiger) erwerben könnten. Überraschender Weise ist die peated Abfüllung (Nachreifung in einem Laphroig Faß) mein Favorit.

Im Prinzip geht es dann schon, nach einem kleinen Spaziergang, zurück zum Campingplatz. Heute ist Freitag, es kommen mehr Menschen auf dem Platz an. Natürlich ist der Platz nicht besser beworden, aber nach der Dusche heute morgen, die gut funktioniert hat (heißes Wasser!), bin zumindest ich etwas versöhnt. Heike schimpft noch. . . . Na ja, nicht völlig zu Unrecht. Noch zwei Nächte . . . .


