Hundeschlittentour!
Insgesamt hatten wir uns ja spät entschlossen die Woche hier in Äkäslompolo zu verbringen. Daher haben wir auch nicht viel Auswahl bei der Buchung einer Hundeschlittentour gehabt. Der Anbieter Äkäskero hatte nur noch für den 27. Februar nachmittags freie Plätze für eine sog. Halbtagestour. Und das auch nur mit einem großen Wermutstropfen: keine Passagiermitfahrt möglich! Grundsätzlich! Aus Sicherheitsgründen! Jeder fährt seinen eigenen Schlitten! Damit war Heike raus. Sie wollte keinen Schlitten fahren, sondern „nur“ als Passagier mitfahren. Auch eine Bitte-Bitte-eMail vor Reiseantritt konnte die Entscheidung nicht ändern. Somit hatte Heike wieder einen familienfreien Tag für Lesen und Stricken und spazieren gehen.
Vorteilhaft war, dass die Tour in der Nähe startete. Die Hundefarm liegt ca. 20 km von Äkäslompolo entfernt und war relativ schnell erreicht – allerdings ist die Straße nicht der Hit, immer wieder Eis- und Schneewellen in der festgefahrenen Decke. Es rattert und rappelt und scheppert wie verrückt.
Insgesamt nahmen 10 Personen daran teil, vier Französinnen, vier Schweizer und wir beide. Da daraus zwei Fünfergruppen mit je einem Guide gebastelt wurden, sind Tochter und ich in zwei verschiedenen Gruppen unterwegs gewesen.
„Mein Guide“ kam witzigerweise aus Dortmund. Da die Schweizer bei mir in der Gruppe fuhren, konnte alles auf Deutsch stattfinden. Das war schon ein kleiner netter Vorteil. Außerdem war der kleine Kerl wirklich nett, hilfsbereit und auskunftsfreudig. Tochter hatte mit ihrem Guide nicht so viel Glück, dafür waren die französischen Mädels aber besser drauf als die Schweizer und ihre Gruppe hatte jede Menge Spaß.
Tochter musste sich während der Tour einmal vom Schlitten trennen, die Hunde warten in keiner Situation und laufen immer weiter. Mir wäre es auch beinahe nach einer Kurve passiert, allerdings habe ich mich am Schlitten festgeklammert wie verrückt und es gerade noch geschafft, darauf zu bleiben. Ich wäre besser so schlau wie sie gewesen und hätte den Schlitten fahren lassen sollen. Jetzt habe ich eine Leistenzerrung! Sch . . .
Am Ende der Tour gab es in einer Hütte Kaffee, Brot mit Honig, Gebäck, Suppe und Auskunft auf alle offen gebliebenen Fragen.
Eine brannte mir auf den Nägeln: Was passiert mit den Hunden, wenn sie alt werden und nicht mehr am Schlitten arbeiten können? Diese Farm hat über 400 Tiere und bietet nicht nur Hundeschlittenfahrten an, auch Hüttenaufenthalte mit allerlei Drumrum (z.B. Motorschlittentouren). Die Tiere werden bei Äkäskero schrittweise aus der Leistungserbringung rausgeführt, von der Mehrtages- über die Tages- und über die Halbtagestour in die Einführungstouren und dann als Oldies für die Dogwalks (Gäste gehen mit den Hunden spazieren). Ein Hund bekommt fast 1 Kilo Fleisch am Tag. Das kostet. In Finnland ist es erlaubt (und es wird praktiziert) Tiere die nicht mehr ziehen können, zu erschießen und damit zu entsorgen. Sollte mich nicht wundern, wenn die Kadaver geschreddert, eingefroren und wieder an die verbleibenden Hunde verfüttert werden. Während der Coronazeit haben zahlreiche Farmen Unmengen der Hunde auf diese Weise „entsorgt“, da sie keine Einnahmen hatten, um die Kosten für das Futter zu bezahlen. Die bittere Kehrseite dieses ansonsten herrlichen Vergnügens.
Während ich mit der Leistenzerrung darüber froh war schnell in die Sauna zu gelangen, ist Tochter noch mal eben auf eine Langlauftour gegangen. Beneidenswerte Kondition. Am Abend hatten wir Heike natürlich viel zu berichten.
Leider hätte die teilweise sternenklare Nacht erwähnenswert werden können, wenn denn nun das Nordlicht sich bequemt hätte zu erscheinen. Wir sind regelmäßig, auch in der Nacht rausgegangen um es zu erspähen, aber vergeblich. Ich glaube wir können das für diese Reise aufgeben.