Peninver – Glen Scotia in Campbeltown

Aufschrift auf dem Tor eines Warehouses von Glen Scotia

Die Welt ist klein. Wir treffen Kanadier, die in wenigen Tagen nach Dortmund reisen und eine Gruppe von Whiskyenthusiasten aus Herne und Umgebung.

Gestern konnten wir die Distillery Tour und das Tasting buchen. Heute steht alles im Zeichen dieser Veranstaltungen und im Zeichen des Whiskies.

Wir stehen später auf und kümmern uns noch mal um unsere Reiseplanung. Die Wahl der Strecke rüber zum Festland fällt schwer. Wir können diverse Kombinationen aus verschieden langen Fährstrecken nehmen, die uns allesamt eine Menge Fahrkilometer einsparen würden. Allerdings würde es nicht wesentlich (wenn überhaupt) schneller gehen. Die Fähren fahren nur stündlich oder seltener. Einige müssen im Voraus gebucht werden. Leider ist der Betrieb der Fähre von Campbeltown nach Ardrossan für dieses Jahr eingestellt worden. Das wäre eine echte Abkürzung und Zeitersparnis gewesen.

Vier oder fünf Mal am Tag fährt ein Bus von Peninver nach Campbeltown. Den um 10:45 müssen wir mitbekommen, um 11:00 geht die Führung los. Ein Bus früher wäre um 08:35 gewesen, für die Schulkinder! Wir sind ein wenig aufgeregt, ob es tatsächlich klappt. Der Campingplatzbetreiber hat uns auch noch gesagt, wir sollen sicherheitshalber 10 Minuten vor der Abfahrtszeit an der Haltestelle stehen, die Busse könnten auch mal eher kommen und fahren. Hmmm. Klingt nicht sehr zuverlässig. Eine Haltestelle gibt es zudem nur auf einer Straßenseite.

Aber es klappt. Der Bus kommt pünktlich! Der Fahrer ist so nett und lässt uns in Campbeltown zwischen den eigentlichen Haltestellen aussteigen, damit wir einen kurzen Weg zur Distillery haben. Auf diese Weise sind wir noch vor 11:00 in der Distillery.

Die Führung findet mit einer relativ großen Gruppe statt. Polen sind dabei, Engländer, Schotten und eine kleine Gruppe junger Leute aus Kanada – später erfahren wir, aus Torono (Toronto wird’s geschrieben, aber ohne t gesprochen, wer es mit t spricht, kommt nicht aus Toronto!).

 

Bemerkenswertes aus der Führung: (1) Das fein gemahlende Mehl wird bei Glen Scotia nicht genutzt. Andere Destillen nutzen es in einem Umfang von ca. 10 % zur Gesamtmasse für’s mashing. (2) Die Gerste wird in der mashtun vier Mal mit Wasser vermengt, üblich sind drei Wasser. (3) Wir konnten die Abfüllung des New Make nach der Reduktion auf 63,5% ABV in die Fässer sehen. (4) Sowohl im Stillhouse, als auch in der Abfüllung haben wir New Make zur Verkostung erhalten. In der Abfüllung ein ganzes Glas – einfach zu viel, haben wir nach Empfehlung des Mitarbeiters einfach ‚geopfert‘ und auf den Boden geschüttet. (5) Die Guide verkauft uns ein fast leeres ragged warehouse als dunnage warehouse, nur weil lediglich zwei Lagen Fässer in typischer Weise dort gestapelt sind. Die Art und Weise der Lagerung macht allerdings den Eindruck, dass dies nur zur Präsentation dort so gestaltet wurde. (6) Obwohl die Führung vergleichsweise wenig gekostet hat (12 GBP) bekommt jeder Teilnehmer einen Dram und darf sein Glas mit nach Hause nehmen. So ein Glas wird üblicher Weise für 6 GBP verkauft, oder etwas mehr, je nach Destille.

Die einstündige Führung wird dann doch etwas länger, weil mindestens ein Teilnehmer ständig was zu fragen hat :o)). Das nachfolgende Limited Edition Tasting um 12:00 wartet allerdings auf Heike und mich. Es findet innerhalb des kleinen Visitor Centers statt, das gleichzeitig Verkaufsraum ist. Anfänglich ein wenig busy, da noch der Rest der Distillery Tour abgefertigt wird (man kauft was), doch dann wird’s gemütlich und ist gut gemacht.

Shop und Tastingroom

Am Tasting nehmen bei Glen Scotia immer nur maximal sechs Personen teil. Die anderen vier in unserem Tasting sind aus dem Ruhrgebiet. Eine Enthusiasten Truppe mit selbst gestaltetem Sweatshirt auf dem die Nummer der aktuellen Whiskyreise (No. 6) und alle Ziele aufgeführt sind, die im Reiseplan stehen. Die vier schrecken vor nichts zurück. Ein Spezial Tasting in der Springbank Distillery für 250 GBP/Nase haben sie schon absolviert! Sie können auch lange Stories von allerlei Destillen und Tastings erzählen, aber ansonsten scheinen sie nicht viel von Schottland zu sehen. Dennoch sind sie recht sympathisch und kommunikativ.

The Maltheads, die Leistungsliste auf dem ebenfalls selbst gestalteten T-Shirt.

Aus dem Tasting sticht eine fünfjährige Abfüllung hervor, die fantastisch schmeckt und riecht. Leider gibt es sie noch nicht einmal in der Distillery zu kaufen. Sie wurde für die Gäste des Festivaldinners Campeltown im May 2024 abgefüllt und die verbliebenen Flaschen werden ausschließlich im Limited Edition Tasting verkostet. Es gibt auch keinen Preis. Die Vierertruppe und ich versuchen alle unsere Überredungskünste, aber vergeblich. Na ja, gehört auch dazu. Man kann nicht alles haben!

Limited Releases Tasting: 5y Festival Dinner 2024, 7y Single Cask Malt Festival 2024, 9y Malt Festival 2024, 10y Distillery Exclusive Single Cask

Der nächste Bus zurück fährt um 15:45. Zeit genug für einen Spaziergang durch die City. Campeltown ist nicht schön. Man sieht der Stadt an, dass sie mal sehr reich gewesen ist. Jetzt ist sie arm. Sie verströmt überall einen gewissen shabby chic, zumindest im Sonnenschein. Bei Regenwetter sieht sie sicherlich trostlos aus. Zahlreiche Gebäude stammen von alten, geschlossenen Destillen, werden heute gar nicht oder anders genutzt. Leider nur Donnerstags gibt es in der Stadt eine Führung zur Whiskygeschichte, in der die Blütezeit mit den zahlreichen Destillen in Campbeltown zum Leben erweckt wird. Wir werden aber morgen schon weiterfahren. Vielleicht beim nächsten Mal.

Beim Herumbummeln durch die ehemalige Whiskymetropole landen wir natürlich auch bei Springbank und haben das irre Glück in die Maltingfloors hineinzuschauen.

 

Die Wartezeit auf den Bus versüßen wir uns mit einem Stückchen Kuchen und Kakao, bzw. Kaffee. Dort treffen wir durch Zufall die Kanadier wieder und werden in der Aussprache der Stadt Toronto unterrichtet. Wir erfahren, dass nur eine Minderheit in Kanada Französisch spricht, aber alle Menschen sprechen Englisch. Unsere deutschen Weihnachtsmärkte stoßen bei der Gruppe auf großes Interesse. Unser Bus zurück führt zur Trennung von dieser angenehmen Zufallsbekanntschaft.

Zurück in Peninver gehen wir der tollen Sonne wegen sofort an den Strand und machen uns noch einmal auf die Jagd auf Seehunde / Robben, diesmal mit der langen Brennweite.

500 mm Brennweite

Während des Tages habe ich die Mitteilung erhalten, dass meine Teilnahme an einem Vergabeverfahren bei Bimber erfolgreich gewesen ist und ich die Chance habe eine Flasche aus der Underground Serie zu erhalten – Oval. Natürlich nehme ich die Chance wahr, zahle online und lasse sie nach London schicken.

Da wir ‚nur‘ zwei Nächte hier auf der Halbinsel bleiben fällt der Mull of Kintyre flach. Schade. Aber es muss auch noch Ziele für das nächste Mal geben!

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