. . . und das nächste Tor zu den Cotswolds.
Burford war „DAS Tor zu den Cotswolds“ und heute Abend kommen wir in dem „historischen Tor zu den Cotswolds“ an, Broadway.
Ohne Servicehaus dauert der Start in den Tag länger. Aber nicht lange genug, um die Entscheidung, keinen Whisky in der Cotswolds Distillery zu kaufen, zu bereuen. Wir starten gegen 10:00 zum Charlecote House and Park, ein National Trust Anwesen, wie das gestrige auch.
Heute ist Sonntag, das Wetter ist leider sehr grau und verhangen, aber am Charlecote House ist schon richtig was los. Wochenendausflügler massenweise. Auf dem Parkplatz muss ein Einweiser die Fahrzeuge steuern. Hmmm. Das hatte ich so nicht erwartet, trotz Wochenende. Immerhin haben wir Oktober, auch in England hat’s jetzt keine Ferien, und das Wetter ist nicht das Beste.
Das Haus ist von innen sehr beeindruckend. Königin Elisabeth I hat hier sogar 2 Tage übernachtet. Die Eingangshalle gehört zu den schönsten, die wir je gesehen haben. Das Esszimmer wird leider gerade renoviert. Es hatte sich Schimmel gebildet. Bibliothek, Billiardzimmer und weitere Zimmer sind ausgesprochen geschmackvoll eingerichtet. Es können nicht allzu viele Räume besichtigt werden. Das Haus wird auch noch von seinen ehemaligen Eigentümern bewohnt oder genutzt. Leider ist der Besucherandrang so groß, dass Innenaufnahmen nicht oder nur erschwert möglich sind. Bilder ohne Menschen sind heute nicht drin.
Das Haus ist schöner, als das gestrige, größer, besser in Schuss, alles ist blitzblank und tippitoppi. Hier sieht man mehr Reichtum, mehr Gloria. Aber irgendwie hat der zerfallene Kasten gestern mehr Eindruck bei mir hinterlassen. Er wirkte authentischer, nicht so abgehoben, so entrückt und realitätsfern.
Interessant, dass hier in einem Nebengebäude angeschlagen ist, wieviel z.B. die Gouvernante als am Besten bezahlte Hausangestellte pro Jahr 1851 verdient hat (82 Pfund). Die Küchenmagd hat 13 Pfund im Jahr bekommen. Fast zur gleichen Zeit hat die Familie, die Blenheim erbaut hat, von der Königin für den Bau einen Zuschuss von 240.000 Pfund erhalten. . . . . . .
Im Park ist eigentlich die gleiche Situation, wie im Gebäude. Auf den Wegen sind viele Menschen unterwegs. Abseits der Wege ist die Wiese oft quatschig und tiefe Pfützen sind unter der dichten Grasnarbe nicht immer zu erkennen. Der Himmel ist zudem grau, das Licht nicht schön. Es macht alles flach. Landschaft und Gebäude haben keine bis maximal wenig Struktur. Wir machen zwar fleißig und angestrengt Bilder, vermutlich wird allerdings der größere Teil davon im Papierkorb landen. Es ist zumindest nicht sehr kalt und es weht wenig Wind, hinter dem Haus am Flüsschen gar keiner. Zum Abschluss des Besuches ruhen wir uns dort aus und betrachten das Damwild, das hier frei auf der anderen Flußseite herumstreifen kann.
Der Weg über Stratford-upon-Avon zum Campingplatz verläuft nicht so wie vorgesehen. Der Zwischenstopp in dem Ort fällt aus. Die Zugangsstraße ist zugestaut bis obenhin. Das müssen wir uns nicht antun. Schade eigentlich. Ist der Geburtsort von Shakespeare. Wir fahren stattdessen zum Campingplatz, checken ein und laufen zu Fuß in den Ort Broadway.
Irgendwo hatte ich gelesen, dass die Cotswolds beliebt sind, nicht weit von London würden sie an den Wochenenden, insbesondere im Sommer, nahezu überschwemmt. Hmmm. Überschwemmt ist jetzt nicht so ganz richtig, wir haben ja auch Oktober. Aber gut besucht ist der Marktweiler Broadway allemal. Hier dominieren offenbar allerdings nicht die Bus-Touristen aus aller Welt, wie in Burton-upon-the-Water, sondern Individualtouristen (zumindest jetzt im Oktober). Das merken wir nicht nur mengenmäßig, sondern auch hinsichtlich des Angebotes an Geschäften. Die typischen Andenkenläden sind hier nicht zu finden, dafür allerdings Geschäfte mit Bekleidung, Wohntextilien, Feinkost. Alles sieht sauber und geputzt aus. Das absolute Gegenteil zum Erscheinungsbild von London. Auch der Rest der Cotswolds sind irgendwie geputzt und sauber. Müll haben wir in nennenswertem Ausmaß bislang hier nicht gesehen.
Wir laufen den Ort einmal hoch und runter, machen ein paar Fotos von Hauseingängen und schönen Häusern, obwohl das Licht eher flache Konturen erzeugt.
Im Schokoladengeschäft von Broadway erstehen wir den heutigen Nachtisch. Eine Tafel Schoki für fast 5 Pfund. Ein Teil davon muss dann auch am Abend nach dem Essen daran glauben und . . . . sehr gut, ist das Geld wert, wird bestimmt nicht bis London überleben.