5. Tag: Kultur in Karakol und Weiterreise nach Tamga

Detail des Daches von der chinesischen Moschee der Dunganen.

Gotteshäuser, wandern und Jurtencamp.

Bemerkenswertes Tagesereignis: wir sichten das erste ausländische Fahrzeug, in Karakol, ein Daimler Benz Geländewagen aus der Schweiz, vermutlich auf Weltreise oder ähnlich. Sehen nach Abendteurer aus. Im Bus gibt es im Übrigen keine westliche Musik, nur einheimische kirgisische Musikstücke. Auch in Geschäften, Fußgängerzonen oder anderswo wird (bislang) keine westliche Musik gespielt. Europa ist weit, weit weg.

Bislang sitze ich immer im gleichen Bus zusammen mit T. aus Kiel, St. aus Waltrop, R. aus Hamm und dem kleinen G. aus Lübeck. Unser einheimischer Guide, Salamat, und auch unser deutscher Guide, C. aus Waltrop, fahren mal bei uns, mal im anderen Bus mit.

Vor dem Tagesstart auf der Veranda des Gästehauses.

Der heutige Zeitplan kommt meiner abklingenden Fiebrigkeit entgegen. Erst um 09:00 Uhr startet die Besichtigung der Pferderanch. Führung durch die Tochter des Hauses, die junge Chefin. Die Farm liegt auf der Hochebene, von dort gibt es eine tolle Aussicht ins Flusstal.

Die beeindruckend große Farm ist innerhalb von 30 Jahren auf der steppenartigen Hochebene aufgebaut worden. Respekt. Nachts hat es doch tatsächlich geregnet. Sicherheitshalber haben wir fast alle bei der Besichtigung eine Regenjacke getragen, die jetzt aber schnell in den tiefen des Gepäcks verschwindet.

Besonders stolz scheint die junge Frau auf das Albinopferd zu sein, das nicht viel in der Sonne herumlaufen darf. Sie betont zwar ständig, dass es ihr Bruder war, der das Pferd haben wollte, aber ihre Augen leuchten.

Der Reisetag beginnt mit einem kurzen Fotostopp an einem spektakulären Aussichtspunkt mit sehr schönem Blick über das Flusstal, an dem die Pferderanch liegt.

Bevor wir den Stadtrundgang in Karakol starten, besichtigen wir das Prschewalski-Museum. Hmmm, warum ist das so wichtig??!? Vermutlich weil die Russen, die hier lange Zeit gelebt und geherrscht haben, bannig stolz auf diesen russischen Wissenschaftler sind und die Kirgisen sich Russland immer noch verbunden fühlen, auch wenn man froh ist, die Eigenständigkeit zurück zu haben. Ich hätte auf den Herrn, resp. sein Museum gerne verzichten können.

Der Stadtgang in Karakol startet mit der chinesischen Dungan-Moschee. Wir können sie leider nicht betreten, es soll in Kürze ein Gottesdienst stattfinden. Allerdings deutet nichts darauf hin. Hmmm. Ok. Wir müssen glauben, was der Guide uns erzählt, niemand von uns kann kirgisisch oder ausreichend russisch, um solche Dinge bei den Einheimischen zu hinterfragen. Wir können mehr oder weniger nur durch die Fenster in das Innere der Moschee spitzen. Bemerkenswert ist die nach buddhistischem Tempel aussehende islamische Moschee allemal.

Der Stadtgang ist eine kombinierte Rundgang/-fahrt. Per Bus geht es zur russisch-orthodoxen Kirche. Sie soll ein Wahrzeichen Karakol sein. Dafür sieht sie von außen so aus, als gäbe es einen größeren Renovierungsstau. Mit anderen Worten, die Bedeutung für Karakol ist an den Äußerlichkeiten nicht festzumachen.

Von der Kirche laufen wir zu Fuß (!) zu einem Kooperativeladen. Ich hinke hinter den anderen etwas her und mache Fotos vom Straßen- und Stadtbild, als Dokumentation, will ich doch Heike zeigen können, wie es hier aussieht.

Straßenansicht Karakol
Immer wieder gewerbl. Fahrzeuge mit deutscher Beschriftung und kirgisischem Kennzeichen. Offensichtlich gibt es einen schwunghaften Gebrauchtwagenhandel zwischen den beiden Ländern.

Und schwupps, plötzlich sind meine Leute weg! Einfach weg! Sch . . . .  Und das in einem Land, dessen Schrift ich nicht lesen kann (russisch/arabisch/uigurisch) und dessen Sprachen ich genauso wenig beherrsche. Aber wir haben je einen Rettungsgurt. Die Telefonnummer des einheimischen Guides ist gespeichert! Vorsichtshalber! Gut, dass ich das gemacht habe. Er kann weiterhelfen: „Ich sehe dich!“. Die Gruppe ist in einer der zahlreichen kleinen Läden verschwunden, ich bin dran vorbeigelaufen.

Im Laden gibt es handwerklich hergestellte Produkte aller Art. Ich probiere und erstehe dann zwei verschiedene Honigsorten für Heike. Ich bin ganz stolz darüber, dass ich an ein Mitbringsel gedacht habe.

Wir machen Mittagspause in einem Restaurant in Karakol. Ich esse zwar nur einen Salat, bin aber am Abend immer noch satt und schaffe das Abendessen. obwohl es so lecker ist, nur teilweise.

Wieder Bus fahren, zum Aussichtspunkt an der Jety-Oguz-Schlucht.

Wir schleichen wieder durch die Welt auf einen Hang hoch. Liegt das an Reisegruppe schlechthin oder am Durchschnittsalter dieser Gruppe? Na ja, ich habe ja auch irgendwo meine Grenzen. Nur noch nicht hier und jetzt. Der Aussichtspunkt ist lohnenswert. Hier würde sich sicherlich auch ein ausgedehnter Spaziergang lohnen. Hier kann man sich Pferde mieten. Von uns macht das niemand. Die Tiere sehen auch irgendwie traurig aus.

Heute ist es recht kühl. Bin froh, dass ich eine Weste und im Gepäck eine Daunenjacke habe (wie sich im weiteren Verlauf der Reise herausstellt, war das der kühlste Abend und die Daunenjacke hätte auch zu Hause bleiben können).

Um 18:30 kommen wir im Jurtencamp an.

Zur Begrüßung gibt es ein Getränk und Brot.

Abendessen um 19:00. Jetzt ist es dunkel. Die Zeitverschiebung, bzw. die geographische Lage machen sich bemerkbar.

Sonnenuntergang über dem Issyk-Kol

Es gibt russischen Salat, Suppe mit Fleisch und Nudeln und zum Hauptgericht Fleisch mit Kartoffeln als Eintopf zubereitet. Schmeckt alles hervorragend, wenn es auch für mich etwas zu fleischlastig ist. Die russische Vergangenheit macht sich in diesem Menü bemerkbar. Nun, über 80 Jahre russischer Kultureinfluss kann nicht spurlos vorüber gehen.

gemeinsames Abendessen in einer der Jurten.

Nach dem Abendessen mache ich mich schon um 20:00 Uhr auf in die Falle. Bin noch angeschlagen. Fotos sichern, Koffer aufräumen, duschen, nichts geht mir so recht flott von der Hand. Ich brauche eine Ewigkeit bis ich zu liegen komme.

Warum wir in einem Jurtencamp übernachten erschließt sich nicht vollständig. Ok. Das ist die traditionelle Behausung der Nomaden oder/und Halbnomaden und offensichtlich auch ein Identifikationssymbol für die Kirgisen. Aber wir übernachten in einer Luxusvariante. Vier Betten stehen in jeder Jurte. Aber der kleine G. und ich dürfen in trauter Zweisamkeit darin schlafen. Die anderen müssen auf das Einzelzimmer verzichten und mal zu zweit nächtigen. Aber keiner von uns muss zu viert in einer Jurte schlafen. Es stehen ordentliche Betten darin, wie in einem Hotel. Ordentlich mit gebügelter Bettwäsche bezogen, warmen Oberbetten und in der Jurte steht eine Elektroheizung für den Fall der Fälle. Von der Decke baumelt eine Leuchte, kein Designwunder, aber hell genug. So viel Komfort hatte ich nicht erwartet, als ich Jurte las. Nun, die Toiletten stehen vor der Tür der Jurte, aber jede Jurte im Camp hat ihre eigene Toilette und eine eigene Dusche (separater Raum). Auch draußen ist in der Nacht alles ausreichend geleuchtet. Taschenlampe ist gar nicht von Nöten. Also bei so viel Komfort kommt echtes Jurtenfeeling nicht bei mir auf. Das Einzige, was bemerkenswert ist, die Jurten sind hellhörig. Wir hören die Gespräche aus der Nachbarjurte. Witzig. Allerdings nutze ich in der Nacht ohnehin Ohrstöpsel, mein kleiner G. schnarcht.

Unterkunft heute:
Nomad Logde Tamga / Royal Gate Jurtencamp
(royla-gate-yurt.asanomad.com) // Southern shore of Issyk-Kul Lake, 10km from Tamga Village, Issyk-Kul-Region Kyrgystan

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