
Der Tag fing so gut an (gut geschlafen, ausgeschlafen!) und endet so teuer!!
Wir besuchen wieder eine Welterbestätte (seit 2014), die aus Lehm und Sand bestehende Ruinenstadt Jiaohe oder auch Yar-City, eine gigantische Anlage. Sie gilt als die am Besten erhaltene und größte Sand-/Lehm-Ruinenstadt der Welt. Das Exploration Team der Reisegruppe ist vorneweg unterwegs, weil nicht fußlahm, wird aber wg. längerer Verweilzeiten an diversen Stellen alsbald von den anderen Mitreisenden eingeholt.
Leider wird die Anlage im Ausstellungshaus rudimentär erläutert, an den einzelnen Gebäudefragmenten steht auch nicht viel, meist nur der Hinweis: „Auf den Wegen bleiben“. Schade. Ich muss zu Hause noch mal recherchieren, um die Anlage einordnen zu können.
Die Karez, die uralten Bewässerungsanlagen, machen dann den Tag teuer. Die engen, aber zu hunderten erbauten Bewässerungskanäle liegen unterirdisch und können nicht besichtigt werden. Nur abschnittweise geöffnete Kanäle im Ausstellungsgebäude stehen für einen Eindruck zur Verfügung. Und in diesem Haus, auf hartem gefliesten Boden, knallt meine Kamera auf die Fliesen. Der Schultergurt hat sich gelöst. Error. Nichts geht mehr. Das Objektiv ist ohne Schaden, aber die Kamera knippst nur noch unmotiviert vor sich hin und fokussiert nicht. Daher gibt es hier keine Bilder von den Bewässerungsanlagen und der Ausstellung.
So Sch . . . das auch ist, ich bin froh einen wie auch immer gearteten Foto-GAU vorgedacht zu haben. Im Koffer liegt die Ersatzkamera. Sonst hätte es ab hier garkeine Bilder mehr gegeben. Wir fahren nach Urumqi und schon dort habe ich die Ersatzkamera im Einsatz.

Die Fahrt nach Urumqi durch die Wüstenlandschaft ist eintönig und einschläfernd. Ich weiß nicht wie lange ich weggenickt bin, es muss allerdings ein guter Teil der 2-stündigen Fahrt gewesen sein, den ‚plötzlich‘ sind wir da, in Urumqi (2 Mio. Einwohner, Hauptstadt der Region Xinjiang und Wohnort unseres Guides Yassen). Mit dem Bus quälen wir uns durch dichten Verkehr zum internationalen Bazar.
Die Bezeichnung ‚internationaler Bazar‘ ist hochtrabend. Es ist eine Einkaufsstraße mit zahlreichen Passagen, bunt, laut, chinesisch würde ich sagen. So langsam habe ich das Prinzip des Bazars hier in Zentralasien begriffen und brauche keinen mehr.

In dieser Einkaufszone gibt es tatsächlich eine Moschee, in die man sogar mit Schuhen hinein kann. Angeblich wird sie noch genutzt, als Gotteshaus. Ich kann es mir nicht vorstellen. Der Gebetsraum ist im ersten Stock, im Erdgeschoss sind Verkaufsräume für touristischen Schnickschnack.

Urumqi ist eine relativ junge rechtwinklige Retortenstadt. Wir werden offensichtlich zu den Highlights gebracht, die von Inlandstouristen präferiert werden oder die der chin. Staat zeigen will. Eindeutig lässt sich das auch mit Hilfe des Guides nicht klären. Ich habe nicht die geringste Lust im Gewusel des internationalen Bazars irgendetwas für zu Hause einzukaufen.
Pause machen wir in einem traditionellen Teehaus. Ich werde schon sehr vorsichtig, wenn ich hier in Xiinjiang das Wort traditionell höre, aber dieses Etablissement scheint zumindest sehr bodenständig zu sein. Wir trinken Tee und essen sehr gutes Gebäck. Als westliche Ausländer werden wir schon die ganzen Tage immer wieder angestarrt, angeguckt und fotografiert, in Xinjiang sogar recht aufdringlich und zum überwiegenden Teil ungefragt. Da ist man hier gnadenlos. Aber im Teehaus kommen wir in den Genuß der Vorteile unserer Seltenheit. Spontan organisiert die Belegschaft drei junge Damen aus dem eigenen Kreis, einen Lausprecher und ein Smartphone und schon kommen wir zu dem Vergnügen eine Tanzvorführung zu erleben. Ich kann nicht beurteilen, ob und inwieweit wir einen traditionellen Tanz sehen, unser Guide versichert es uns.
Den Tagesausflugtag beschließen wir auf dem Roten Berg bei der roten Pagode, mit der eine Legende von General, Krieg und Befreiung verbunden ist.

Der Rote Berg ist ein Berg und ein Vergnügungspark, wieder mal einer. Die stehen hier wohl hoch im Kurs, aber eine gute Aussicht hat man von dort oben allemal.

Durch den Feierabendverkehr und die damit verbundenen Staus geht es zum Hotel und dann zum Abendessen in einem Restaurant in fußläufiger Nähe.
Aus dem Hotelfenster kann ich die folgenden Bilder von der roten Pagode bei Nacht und der Skyline von Urumqi machen, die synchron in verschiedensten Motiven erstrahlt unter anderem einem vom linken zum rechten Hochhaus laufenden Kamel vor einer Wüstenkulisse (habe ich nicht gefilmt).
Übernachtung im Oasis Grand Hotel Urumqi
Nr. 551 Youhao-Südstraße, Stadtbezirk Shayibake, Urumqi