15. Tag: Einreise nach Kasachstan und Altyn-Emel-Nationalpark

Aktau Hügel im Altyn-Emel-Nationalparks, Kasachstan. 2017 wurde der Nationalpark in die Liste der UNESCO-Biosphärenreservate aufgenommen.

Und wieder eine Grenzerfahrung!

Wieder ein früher Tag. 06:30 aufstehen, frühstücken und los. Wir fahren noch zwei Stunden lang zur Grenze. Immer diese langen Busfahrten, im Rückblick sind wir etwas zu viel gefahren. Wiederrum . . . . anderes hätten wir diese Dichte von Orten, Sehenswürdigkeiten und Eindrücken nicht schaffen können.

In Khorgos, am vermeintlichen Ziel schleppen wir die Koffer über eine riesige Treppenanlage durch ein Wahnsinnsportal, nur um eine längere Diskussion des Guides mit dem Grenzbeamten zu erleben. Im Ergebnis können wir wohl nicht zu Fuß über die Grenze, aber auch nicht im Reisebus, der uns hierhergebracht hat.

Erst mal holt uns „unser“ Bus wieder ab und bringt uns zu einem Busbahnhof in Khorgos. Viele Reisende, viele wartende Menschen, großes und kleines Gepäck, ein monstermäßiges Durcheinander, fehlen nur noch Hühner und Ziegen . . .  An einem Terminal kauft unser Guide für uns je ein Ticket (90 Yuan) für den Transferbus, der uns über die Grenze und bis Scharkent bringen soll. Am Busbahnhof fahren zahlreiche Transferbusse zu unterschiedlichen Zielen in Kasachstan ab. Wir müssen schon etwas achtgeben, den rechten Bus zu finden. Jetzt verlässt uns unser chinesischer Guide endgültig. Bis Scharkent sind wir auf uns allein gestellt, will heißen ohne Übersetzungsunterstützung bei ggf. auftretenden Diskussionen.

Zuerst einmal ist der Buss voll. Ein großer Reisebus (> 50 Sitze), der allerdings ziemlich beschädigt ist, Polster sind aufgerissen, Hebel fehlen, Sitze stehen schief. Der hier macht’s offensichtlich schon länger. Kasachisches Kennzeichen. Auch die anderen Transferbusse, die ich sehe haben alle kein chinesisches Kennzeichen.

Auf der Fahrt bis zur eigentlichen Grenze erfolgen mehrfach Kontrollen im Bus:

    • Ticket vorzeigen,
    • Ticket vorzeigen und abknipsen lassen,
    • Pässe zeigen (offensichtlich die Kontrolle, ob jeder einen hat),
    • Einreisestempel Kasachstan zeigen,

An der kasachischen Grenze werden die Kontrollen fortgesetzt:

    • Gepäck aus dem Bus nehmen und scannen lassen, incl. Handgepäck,
    • Passkontrolle und Ausreisestempel erhalten,

Wieder im Bus gehen die Kontrollen weiter:

    • Ein- und vor allem Ausreisestempel vorzeigen.

Jetzt erst fahren wir über „den Strich“, über die eigentliche Grenze und kommen nach Kasachstan. Dort findet die gleiche Prozedur, nur rückwärts statt, außerdem scheint man ein wenig lockerer zu sein. Ich werde es auf alle Fälle. Erst jetzt merke ich, dass ich in Xinjiang ständig leicht angespannt gewesen bin. Verrückt. Alles in Allem benötigen wir für diese Grenzerfahrung drei Stunden Zeit.

Der Grenzbereich hat mehrere Streifen, die mit Zäunen, frei laufenden Hunden, Stacheldraht und weiß Gott nicht was allem gesichert sind. Wer hat hier vor wem so viel Angst?

Wir fahren wieder ein Zeitlang mit dem Bus bis wir in Scharkent an einem Busbahnhof ankommen. Offensichtlich die zentrale Stelle für Transferbusse aus Xinjiang und gleichzeitig Polizeistation (Zufall?). Viele Menschen warten und nehmen die Ankömmlinge in Empfang. Bus und Busbahnhof leeren sich ziemlich schnell. Mordstrafik. Hier wartet Dschuma auf uns, unsere kasachische Reiseleitung (gibt es eine weibliche Form des Anglizismusses Guide?) waret hier auf uns

Wir haben erst einmal das Bedürfnis an Landeswährung zu kommen. Dschuma vertröstet uns auf die Zeit nach dem Besuch der Zharkent Moschee, eine Mischung aus buddhistisch aussehendem Gebäude mit chinesischem Einschlag und teilislamischer Innenausstattung. Auch die Nutzung ist gemischt, Museum und Gotteshaus zu besonderen Anlässen.

Gegenüber der Bankfiliale (ich hebe eine ‚krumme‘ Summe ab, damit ich auch kleine Scheine erhalte) hat sich ein „Spontanmarkt“ -Zitat aus einem der Reiseführer- gebildet, der gar nicht so spontan aussieht.

Im Dorf Basshi (wirklich ein echtes Dorf, total verpennt) wechseln wir vom Bus auf Geländewagen, die uns in den Nationalpark bringen. Bei der Ankunft „Keine Zeit, keine Zeit, schnell weiter!“ Die Fahrt mit den Geländewagen nimmt irgendwie kein Ende. Der Himmel ist bedeckt, es ist windig, es sieht nach Regen und schlechtem Wetter aus. Die Geländewagen sind riesig, aber drinnen ist kaum Platz. In jedem Polo ist mehr Platz. Mir wird auch klar, warum wir „keine Zeit“ hatten. Wir fahren gegen die Uhr, gegen die Dunkelheit.

Leider macht das diffuse Licht das rot gebänderte Landschaftserlebnis in den Aktau Hügeln zu einem etwas mauen Spaziergang. Schön, dass wir uns bewegen können, aber bei Licht, also mit mehr Sonne, hätte es hier bestimmt viel, viel spannender ausgesehen.

Ich verkürze den Spaziergang wegen plötzlich zu hörendem Donner und aufkommendem Wind. Wir gehen in einem kleinen Canyon, in dem wir uns recht windgeschützt bewegen. Als wir aus dem Canyon klettern merke ich erst einmal wie windig es geworden ist. Der Wind bläst uns ordentlich Sand ins Gesicht. Es pikt auf der Haut ganz ordentlich. Aber der Wind nimmt schnell ab, waren wohl nur Windböen, die doch keinen Regen gebracht haben.

Im Dunkeln fahren wir zurück. Dieser Ausflug (> 1 Stunde Anfahrt, 60 Minuten Spaziergang, > 1 Stunde Rückfahrt) war jetzt nicht der Hit. Vielleicht hätte der Anblick der Landschaft bei besserem Licht das Urteil anders ausfallen lassen. Die kasachische Reiseleitung macht nicht den Eindruck, als wäre sie gut organisiert. Aber wir werden sehen, morgen ist auch noch ein Tag.

Das Gästehaus ist kein Hotel, aber wir schlafen entgegen der Ausschreibung nur zu zweit in einem Zimmer und haben ein Bad mit normaler Toilette und Dusche. Es stehen zwar vier Betten im Zimmer und damit eine schicke Auswahl. Ich wähle das Bett ohne Fußteil ;o)). Die folgenden Fotos des Gästehauses sind eigentlich vom Morgen des nächsten Tages.

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