Rhos-on-Sea – Gellilydan

Schlossherren wußten schon immer, was gute Aussicht wert ist.

Obwohl ich mir da beim Erbauer von Penrhyn Castle nicht so sicher bin. Vielleicht kam es ihm nur darauf an Eindruck zu schinden, um jeden Preis.

Der erste Stopp des Tages ist der ethische Coop, Müsli ist aus. Dann fahren wir spontan zu „Welsh Food“, was immer das ist. Wir sind neugierig und das Wetter ist nicht gerade für Außenaktivitäten gemacht, paßt also. Aber . . . es ist nur ein Laden, ein noch nicht einmal so großer. Allerdings hat er sehr viel Produkte, die in Wales hergestellt worden sind. Wir können der Versuchung nicht wiederstehen . . . . 

Um zum Penrhyn Castle zu kommen, MÜSSEN wir an der Aberfalls Distillery vorbei. So ein Pech aber auch.

Aberfalls Distillery, so gerupft, wie die Flagge aussieht, schmeckt leider auch der hier hergestellte Whisky.

Wir machen einen nur kurzen Stopp. Der Whisky schmeckt ja nicht sonderlich, die Distillery hätte ich allerdings gerne gesehen. Es gibt jedoch keine Touren oder Sonderführungen oder ähnliches. Großzügig sind sie ja, wir hätten alles probieren können, was sie produzieren. Nicht nur Whisky.

Das Gebäude von Penrhyn Castle sieht man erst, wenn man schon lange das Torhaus passiert hat und auf dem Parkplatz des National Trust steht (wir „sparen“ wieder 17 GBP Eintritt pro Nase und sind damit schon bei 140 GBP im Zuge dieser Reise). Der erste Eindruck ist ‚Oh Graus!‘ und dann fallen Heike und mir nur noch Beschreibungen ein wie gruselig, bombastisch, protzig. Ich finde das Gebäude sieht auch noch böse aus. Alles eckig, dunkel, feindselig. Dabei ist es nicht alt, im 19. Jahrhundert erbaut.

Der Garten des Castles ist ansprechender, aber nicht der schönste. Wir genießen dennoch die wenigen Sonnenstrahlen, die sich durch die Wolken schleichen und warten die Zeit für die Vorführung ab.

Spannend ist die „Schiefervorführung“. Erst ein Film, dann wird uns gezeigt, wie Schiefer gespalten wird. Der Zusammenhang? Der Eigentümer des Castles ist mit Schieferbergbau stinkreich geworden und konnte mit den Gewinnen das Castle finanzieren. Die Investitionshilfe für den Schieferbergbau hatte er im Übrigen aus dem Zuckerrohranbau mit versklavten Arbeitern. Wie das halt so üblich war in dieser Zeit. Ausserdem liegt das Castle am Rande des Schierferbergbaugebietes in Wales, das zum Weltkulturerbe erhoben worden ist. Hoffentlich spielt das Wetter die kommenden Tage mit und wir können davon möglichst viel erkunden. Das meiste ist outside.

Vom Castle aus müssen wir noch über eine Stunde zu unserem nächsten Campingplatz fahren. Dort werden wir vier Tage bleiben. Wir fahren durch die „Berge“ und kommen sage uns schreibe über 300m hoch hinaus. Die Landschaft, die wir erkennen können, sieht wild-romantisch aus. Leider ist es nicht nur diesig sondern auch regnerisch. Bis zum Castle einschließlich hat das Wetter mitgespielt. Jetzt streikt Petrus. Warum ist er kein Walise??

Der Campingplatz ist nicht so sehr groß, er hat „nur“ ein Servicehaus. Über mehrere Ebenen sind die Plätze zwischen Bäumen und Einschnitten verteilt. Wir wählen eine der unteren Ebenen und stehen allein dort.

Es regnet mal nicht. Wir checken ein, bauen das Auto auf und entscheiden uns dazu, im Pub, gegenüber dem Campingplatz ein Bier zu trinken und essen zu gehen. Das hier ein Pub ist, damit habe ich nicht gerechnet. Ich dachte, wir sind hier mitten im Niemandsland, also weit ab von vielen zivilisatorischen Errungenschaften. Aber offensichtlich weit gefehlt.

Danach sind wir nicht nur satt, sondern auch müde. Vielleicht ist der Pub für morgen Abend auch noch einmal eine gute Idee, zumindest für ein kleines Getränk.

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