Ein ruhiger Tag. So ruhig, wie schon lange nicht mehr. Bis 08:00 habe ich im Bett gelegen; geschlafen und gedöst. Sonst bin ich früher auf und raus. Manchmal schon vor fünf (in Lauvik auf dem Campingplatz, dank Beate mit dem Schneeräumer am Morgen!!), meistens jedoch gegen 06:00.
Bis 11:00 war ja genug Zeit, u.a. für ein Gespräch mit Heike. Ein Segen, dass es so was wie WhatsApp gibt. Das macht ein ¾ Stundengespräch finanziell tragfähig. Auch an abgelegenen Stellen ist der Empfang meistens gut, nicht immer, aber doch in der überwiegenden Anzahl der Fälle. Auf alle Fälle besser als daheim.
Um halb elf bin ich mal so langsam zur Rezeption geschlackert und wollte bezahlen. Aber eine Überraschung! Ich bin nicht gebucht. Ich bin nicht in den Listen, weder für die Besichtigung, noch für das Tasting. Toll!! Herzrasen!! So’n Sch . . . .! Was ist passiert? Die Lösung war einfach. Ich hatte telefonisch gebucht. Die nette Frau am Telefon hat mich auch eingebucht, aber nicht für den 19. Februar, sondern versehentlich für den 19.März. Warum auch immer. Aber man sah das hier ganz locker. Der Guide war damit einverstanden, dass ich die fünfte Person bei der Besichtigungstour wurde und die, ich denke 20. für’s Tasting.
Die Bauart der Destille ist außergewöhnlich. Es ist ein nüchterner Industriebau, aber auch davon gibt es sogar im Heimatland des Whisky genug. Besonders in Gävle ist der Turm, in dem alle erforderlichen Anlagen senkrecht übereinander in verschiedenen Stockwerken gestapelt worden sind. Wenn die Gerste einmal mit dem Aufzug nach oben gekommen ist fließt alles ohne große Energiezufuhr wieder nach unten. Dadurch ließen sich wohl 60% der Energie einsparen, die in einer schottischen Brennerei für die gleiche Menge Whisky benötigt wird, schwärmte zumindest der Guide.
Sieht eher nach Bunker aus. Im Warehouse durfte ich nicht fotografieren, da viele Fässer den Namen des Eigentümers gut sichtbar tragen und diese Namen nicht den Weg ins Internet finden sollen.
Nach der Besichtigung das Tasting. Aber ohne Fotos. Im Ergebnis muss ich feststellen, dass jedes Whisky-Seminar in Waltrop in der VHS (mit Tasting!!) den Namen Seminar zu Recht trägt. Markus, der Seminarleiter, liefert eine Informationsdichte, die weitaus besser und umfänglicher ist, sowohl zu Whisky im Allgemeinen, als auch zu den einzelnen Whiskys, die am Abend verkostet werden. Außerdem gibt es auch mehr zu verkosten für’s ansonsten gleiche Geld. Den Vortrag beim Tasting selber konnte ich nur mit sehr großer Mühe und leider unvollständig verfolgen. Da ich der einzige ausländische Teilnehmer war, wurde schwedisch gesprochen. Das Wesentliche konnte ich nachvollziehen, musste aber immer wie ein lebendes Fragezeichen gucken, wenn alle plötzlich lachten und ich nicht verstand warum. Gott sei dank saß ein nettes Paar neben mir, die mir dann so ab und an sprachlich unter die Arme gegriffen haben. Zur Ehrenrettung des Guides muss ich aber auch sagen, dass er so viel wie er konnte übersetzt hat.
Nach der Verkostung von sechs Whiskys, alle mit einem außergewöhnlich hohen Alkoholgehalt von 48,8% bis 59,9%, konnte ich natürlich nicht mehr Auto fahren. Fünf Whiskys waren spezielle Abfüllungen aus 30-Liter Fässern (!!!), die nicht im Handel sind. Schade, die erste (Champagne Philipponat) wäre eine Sünde wert gewesen. Das mein Alkoholspiegel jede Weiterfahrt am Tag des Tastings verbietet, war mir von vorn herein klar. Daher habe ich eine weitere Nacht im Schatten der Gravity Destille eingeplant. Morgen am Sonntag fahre ich erst weiter. Zum Abbau des Alkohols habe ich einen ausgedehnten Waldspaziergang gemacht. Hier liegt wenig Schnee, daher konnte ich nicht nur breiten Wegen, sondern auch Pfaden folgen.
Die Temperatur lag am Tag bei +2 bis +4,5 Grad. Die beiden Autothermometer sind sich da noch nicht einig geworden. Eines der beiden schawindelt, denke ich.