Wir fahren im Moment über Routen, die offensichtlich nur selten von Touristen genutzt werden (RV57, RV565 und nicht klassifizierte Straßen). Wir sehen keine und auch keine Touri-Infrastruktur. Dennoch gibt’s hier zwar lockere, jedoch relativ dichte Bebauung. Die Menschen können doch nicht alle online arbeiten?!?!? Das habe ich mich schon öfter in vergleichbaren Gegenden gefragt. Die Betriebe zur Deckung der täglichen Bedarfe und die wenigen Handwerksbetriebe können doch nicht so viele Arbeitsplätze vorhalten?!?!? Und dann sehen wir DEN oder DIE Arbeitgeber der Region. Mitten in der Natur und sozusagen überraschend (für uns) hinter der nächsten Kurve, ohne Vorankündigung. Erst sieht es noch ziemlich gemütlich norwegisch aus und dann am Fjord:
Gasverladestation, Umschlaghafen für Energieträger, Metallproduktion und Gott weiß noch was alles. OK, alles klar! Und dann fällt mir ein: Beate auf den Lofoten hat mir ja die Häuser in Lauvika gezeigt, die beleuchtet UND bewohnt waren und mir erklärt, dass die anderen zwar beleuchtet, allerdings unbewohnt sind. Aus verschiedensten Gründen. Bis hin zur Bequemlichkeit die dazu führt, dass das alte, inzwischen fast unbewohnbare Haus nicht abgerissen wird, sondern man es sich selber überlässt. Auf den Lofoten war das ein Verhältnis von ca. ein bewohntes zu fünf unbewohnten, aber beleuchteten Häusern. Und in den Häusern, auch wenn sie groß sind, leben manchmal nur zwei Personen, auch mal eine Familie mit vier oder fünf Menschen, aber auch nur ein (alter) Mensch. Darüber hinaus haben zahlreiche Anwesen wesentlich mehr als nur ein (Wohn)Gebäude, sondern gleich mehrere separate Nebengebäude. Das sieht dann nach mehr Bevölkerung aus, als tatsächlich vorhanden ist und Arbeitsplätze benötigt werden.
Wir wollen heute zum Sognefjord und dort zum Campingplatz Botnen. Die Strecke ist abgelegen, enge Straßen, auf langen Strecken nur einspurig (mit Ausweichstellen) befahrbar, kaum bewohnt (zumindest sieht man keinen Menschen, trotz der Bebauung -siehe oben-) und landschaftlich schön. Auch das Wetter spielt mit. Wir pausieren an einen „steinalderboplass“, an dem es nicht viel zu sehen gibt (hätte mich in dieser vergessenen Gegend auch gewundert), aber wir sind allein und können einenruhige Pause verbringen. Ich fange vom Anleger in der Nähe einen zu kleinen Dorsch, dem ich natürlich die Freiheit schenke.
Leider wird das Wetter gen Norden immer schlechter. Wir bewegen uns auch von der direkten Küstenlinie weg, mehr in Richtung Inland.
Die vielen Fjorde gaukeln gelegentlich stärkere Nähe zum Meer vor. Der Sognefjord reicht 200 km (!) ins Landesinnere hinein. Auch wenn Botnen Camping nicht am Ende des Fjordes liegt, haben wir leider Inlandswetter. Auch wenn das Wetter schlecht ist, die Aussicht auf dem Camping Platz ist gut.
Der 3* Campingplatz verdient 2 ½ * für die Lage und ½ * für den Rest. Will heißen: es ist zwar alles da, so auch ein Platz zum Fische säubern, aber alles ist auch in einem zum Teil traurigen Zustand. Die Stromanschlussboxen sind teilweise weit entfernt. Unser 25m Kabel reicht nicht! OK, wir hätten uns auch einen anderen Platz nehmen können, aber die Aussicht von diesem war einfach besser.