Zwei Mal richtig Glück gehabt und Aufregung am Abend.
Ruthwell Church and Cross liegt ganz in der Nähe, nur ca. 40 Minuten Fahrt und auch noch auf der Strecke, die für heute ansteht. Das Kreuz ist es, das mich anzieht. Es ist ein Hochkreuz und über 1300 Jahre alt. Es steht in einer Kirche und ist heute noch Mittelpunkt der dort stattfindenden Gottesdienste. Wir sind auch alsbald dort. Die kleine Kirche liegt mitten im Nirgendwo. Nur Weiden und Kühe rings herum, und ein kleiner Friedhof mit uralten Gräbern. Die Neuen liegen weiter von der Kirche entfernt. Aber die Kirche ist verschlossen! Irgendwo kann man anrufen und dann soll jemand kommen und öffnen, stand auf der Website von Historic Scotland. Aber macht man das? Wir haben Sonntag und damit ist eine Chance verbunden. Und richtig. Wir stehen noch nicht lange auf dem Parkplatz der Kirche, da kommt ein Auto. Wir werden auch gleich gefragt, ob wir das Kreuz sehen wollen. Na klar! Die Dame bereitet den Gottesdienst vor, der in einer halben Stunde stattfinden soll. Sonntag!!
Wieder auf der A75 in Richtung Carlisle fällt uns alsbald ein Hinweis auf „Annandale Distillery“. Noch nie was von gehört (habe mich jetzt als jemand geoutet, der nicht tief in der Scene steckt). Wir fahren einfach mal hin und werden angenehm überrascht.
Eine kleine sehr neue Distillery in alten Gebäuden einer ehemaligen Destille, die ihren ersten Whisky erst vor kurzem auf dem Markt gebracht hat. Sie füllen ausschließlich Einzelfässer in Fassstärke, ungefärbt und ohne Kühlfilterung ab. Ich kann nichts probieren! Seufz! Um eine Flasche einfach so mitzunehmen sind die Distillery Exclusive Abfüllungen recht teuer, 100 GBP. Es bleibt also bei dem Urteil, eine schöne alte / neue Distillery, es lohnt sich hier noch einmal vorbei zu kommen. Welch glücklicher Zufall, diese Destille gefunden zu haben.
Annandale liegt in den sog. Borders, dem Grenzgebiet zwischen Schottland und England. In Carlisle sind wir schon in England. Heute wollen wir bis nach Southport, einem englischen Badeort in der Nähe von Liverpool und Manchester. Eine weite Fahrt, wenn auch meistens über die Autobahn M6.
Wir machen eine schöne Pause im National Trust Garden Acorn Bank. Für uns ist der Eintritt frei, anstelle 9 GBP / Adult. Am Ende der Reise haben wir die Mitgliedschaft im Trust „raus“. Die meisten Besucher gehen gar nicht in den Park, ist unser Eindruck. Sie entern in der überwiegenden Zahl das Café. Dies ist rappelvoll und ungewöhnlich groß.
Das Wetter ist inzwischen recht warm geworden, 18 Grad im Schatten, in der Sonne ist es richtig angenehm. Wolken sind noch am Himmel, es sieht allerdings in keiner Weise mehr nach irgendwelchem Regen aus. Warum konnte das in Schottland nicht so sein? Im Mai soll das Wetter in Schottland soooo gut gewesen sein, wurde uns immer wieder versichert. War gewesen . . . ! Der nette junge Mann in Annandale erzählt uns, dass das beste Wetter in Schottland im Mai und im September zu finden ist, dann wäre es in Schottland am Schönsten! . . . . . .
Den Campingplatz in Southport zu finden ist nicht einfach. Wir fahren einmal drum herum, bevor wir das Einflugloch finden. Ausgesucht habe ich ihn nach der Lage zur Küste. Nach Karte hat den Platz nur eine Straße vom Strand getrennt und der Strand sah sehr groß aus (Ha! Drachen fliegen!). Stimmt auch alles, aber . . . . Der Strand ist kein rechter Sandstrand, heißt hier dennoch Beach, es ist eher Sandwatt, also mit einer dünnen grünen und klebrigen Modderschicht überzogen. Der Weg dorthin führt durch die Salzwiesen, also durch Sumpf und Pfützen, schlammige Löcher und erhöhte Wiesenbereiche. Am Ende des Spaziergangs, den wir am Abend unternehmen, sind unsere Schuhe siffig. Diesen Schlamm kriegt man so schlecht aus den Sohlen und dem Wildleder wieder raus, Mist. Am Ende des Spaziergangs fängt es auch noch an zu regnen. Nicht viel, aber genug um uns wieder „wie in Schottland“ zu fühlen. Ab morgen, sagt der Wetterbericht, soll es richtig warm werden.
Vor dem Spaziergang haben wir das Wetter genutzt und noch einmal den Grill angeworfen. Das zweite Mal im Zuge dieser Reise. Das sollte eigentlich häufiger sein. Für zwei Mal lohnt es sich nicht das Gewicht mitzuschleppen. Aber in diese Kategorie fallen auf dieser Reise noch ein paar andere Ausrüstungsgegenstände, wie Tisch und Stühle (nur zweimal genutzt), die Aussenablage für die Schiebetür (nur einmal genutzt), der Drachen (nur einmal genutzt) und die Angelrute (gar nicht genutzt). Platzmäßig hat es ja alles gut funktioniert, aber in London werden wir „zunehmen“. Will sagen, wir werden durch die Werkzeuge und den Koffer, die alle noch beim Sohn auf Rückreise warten, noch einiges an Gewicht aufnehmen. Überladung?? Wir werden wohl alles was wir nicht wirklich für die Rückfahrt brauchen aus dem Auto werfen müssen, das gesamte Wasser zum Beispiel, unsere Lebensmittel werden wir auch in London lassen.
Auf dem Grill schmurgeln gerade die Würste von sich hin, da fällt mir ein, ich könnte ja mal prüfen, ob tatsächlich 230 Volt-Strom im Auto ankommt. Schreck!! Nein!!! Das Auto ist angeschlossen, aber kein Strom! Wat nu? Alle Sicherungen prüfen, alle Steckverbindungen prüfen, alle Sicherungen mal ausschalten und wieder einschalten. Und plötzlich haben wir auch keinen 12 Volt Strom mehr. Nichts geht mehr. Kein Licht, kein Kühlschrank, keine Steckdose! . . . . . Nur die Ruhe. Jetzt scheint es passiert zu sein. Die Folgen der Undichtigkeit am Fenster. Sch….! Aber der Wechselrichter für Heikes Atemgerät funktioniert, ist ja auch direkt mit der Bordbatterie verbunden, nicht über Bordverkabelung. Gott sei dank.
Alles der Reihe nach Ausprobieren. Der Nachbarcamper No. 1 ist sofort zu Stelle und hilft mit seinem Stromkabel aus, falls unseres einen Defekt hat. Aber nach Testen hier und Prüfen dort sind die Ursachen (!) gefunden. Die 12Volt Versorgung ist ausgefallen, weil die Hauptsicherung im Auto einen Wackelkontakt hatte. Nochmal Ein und Aus und der 12 Volt Strom ist da! Das war das Wichtigste. Die fehlende 230Volt Versorgung lag dann an der Stromversorgungssäule des Campingplatzes selber. Sie hat eine auf der Rückseite der Säule angebrachte Sicherung. Die war AUS! Warum auch immer. Campingnachbar No. 2 hatte damit schon Erfahrungen und konnte helfen.