. . . und irgendwie für ganz England wichtig, so scheint es.
Wir sind total erstaunt, als wir nach ca. 45 Minuten Fahrt kurz vor 11:00 in die Einfahrt von Blenheim Palace einfahren. Obwohl (oder gerade weil???) das Anwesen erst seit 10:30 geöffnet ist, stehen Autoschlangen vor der Einfahrtkontrolle. Und die Parkplätze, die wir sehen können sind voll. Wir werden auf einen Überlaufparkplatz auf der Wiese geleitet. Was ist hier los? Eine besondere Veranstaltung? Das der Palast vom 08. bis zum 10. Oktober geschlossen war und vom 13. bis zum 25. wieder geschlossen sein wird, kann doch nicht die Ursache sein?!?!?!
Wir fragen einfach Menschen, die mit uns auf dem Weg vom Parkplatz in Richtung Haupteingang pilgern. Wir werden versichert, dass heute keine besondere Sache hier im Palast startet, dass es keinen englischen Feiertag gibt, den wir übersehen haben, dass es auch nicht sonderlich voll ist (morgen, also am Wochenende, da wär‘ was los), sondern eher moderat besucht. Enjoy your day!
Gestern haben wir die Tickets online gebucht. Nur so geht’s im Übrigen. Der Besuch ist keine billige Angelegenheit. 76 GBP kostet der Eintritt für zwei Personen, keine Ermäßigung für Rentner oder andere armselige Menschen. 76 Pfund entsprechen 90,80 €. Gestern hatten wir angesichts der Parkpreise schon die Erkenntnis, dass nicht nur London, sondern England teuer ist. Der Eintrittspreis ist die Bestätigung. Wir machen es dennoch. Weltkulturerbestätte, Geburtsort von Winston Churchill, größter nicht für die Royals gebauter Palast in England und englischer Identifikationsort (er feiert den Sieg der Engländer gegen die Franzosen in der Schlacht von Blindheim im spanischen Erbfolgekrieg). Bemerkenswert ist, er befindet sich immer noch im Besitz der Familie, die ihn hat erbauen lassen, den Dukes of Marlborough, Familienname heute Spencer-Churchill. Offensichtlich keine arme Familie. Zur Familie gehörte neben Winston Churchill im Übrigen auch Lady Di.
Der Palast stellt kostenloses WiFi zur Verfügung und mit dessen Hilfe auch einen Websitezugriff für eine selbstgeführte Besichtigungstour. Das habe ich kommen sehen. Blöd nur, dass ich die Ohrhörer dennoch vergessen habe. Also halten wir die Kamera in der einen, das Smartphone in der anderen Hand. Die Jacke unterm Arm (es ist verflucht warm und gut geheizt) und den Rucksack VOR der Brust spolpern wir durch die Prunkräume.
Zahlreiche Räume stehen der Öffentlichkeit nur in besonderen Führungen oder gar nicht zur Verfügung. Die Familie nutzt den Palast noch heute (wahrscheinlich nicht immer und für alles). Der Palast ist eine einzige Protzerei, „Schau wir vermögend und einflussreich wir sind!“, aber dennoch beeindruckend, sehr sogar.
Allerdings, darin sind wir uns nach dem Besuch einig, für unsere deutschen Gemüter hat sich der Preis nicht gelohnt.
Das „Gartengelände“ ist kein Garten, eher eine riesige Parklandschaft. Sehr weitläufig mit schönen alten Eichen.
In diesem Gelände befindet sich auch der größte Walled Garden, den wir bislang gesehen haben. Allerdings ist er mehr Wall als Garten. Es sieht eher aus wie eine riesengroße Wiese -mit Labyrinth und Obstbaumplantage- die von einer Mauer umschlossen wurde. Garten? Weit gefehlt. Nicht anwesend. Schade. Ausserhalb der Mauern gibt es allerdings eine Niederlassungsmöglichkeit um Heikes Knie pausieren zu lassen und eine Stärkung (heiße Schokolade, flat white, Kuchen) zu bekommen.
Es ist inzwischen auch schon nach vier Uhr. Zum Abschluss besuchen wir das Schmetterlinghaus und sind überrascht. So viele unterschiedliche Schmetterlinge. Sorten, die wir noch nie zuvor gesehen haben. Es sind auch nicht gerade heimische Arten. Im Haus ist es sehr drückend. Die Viecher brauchen das wohl. Wir nicht. Also sind wir nach 30 Minuten wieder draussen und wandern zum Auto zurück.
Das Wetter ist hervorragend. Den ganzen Tag schon. Wir hatten heute in der Nacht nur 3,5 Grad. Noch ist das zu wenig, um die Blätter der Bäume schlagartig bunt zu färben. Aber vielleicht haben wir in den kommenden Tagen ja noch Glück mit Temperatur, Wetter und Verfärbung.
Für heute Abend wollen wir nach Minster Hall and Dovecote fahren und das Abendlicht nutzen.
Allein der Weg zu dieser English Heritage Site ist eine spannende Fahrt durch die Cotswolds über Single Track Roads und durch hübsche Dörfchen / Ansiedlungen.
Leider sind wir etwas zu spät vor Ort und haben ein wenig Pech, Wolken schieben sich vor die Sonne, die Bäume um das Anwesen sind verflucht hoch und werfen Schatten. Damit tun sie ihren Anteil am schwindenden Sonnenlicht bei. Die „Beute“ ist geringer als erhofft.
Trotz des schwindenden Lichts geistern wir so lange auf dem Gelände des alten Herrensitzes herum, dass es sich nicht mehr lohnt den ach so historisch bedeutsamen Taubenschlag (Dovecote) anzusehen. Er steht in respektvollem Abstand zum Herrenhaus.
Morgen soll es weitergehen. Wir möchten beim Norman Knight übernachten und dort essen. Auf eine eMail Anfrage hat man erst nicht geantwortet. Deshalb habe ich angerufen und reserviert bzw. gebucht. Danach hab‘ ich dann eine Absage per eMail erhalten. Auf die eMail-Anfrage? Ich hoffe es doch sehr. Aber wir werden sehen. Wir fahren morgen erst mal hin.