Heute haben wir eine ziemlich lange Strecke vor der Brust. Wir wollen bis an die nördliche Küste des schottischen Festlandes.
Aber was ist ein Reisetag, ohne sich irgendetwas anzusehen??!
Zuerst schwelgen wir in Rätseln und schauen uns die Clava Cairns an. Steingebäude aus prehistorischer Zeit, ein paar Tausend Jahre vor Christi Geburt (BC). Leider sind die drei bzw. vier Artefakte nicht gut erklärt. Anfänglich stören auch die Touries aus insgesamt drei Bussen.
Von der Dunphail Distillery sind wir auf Neben-Neben-Neben-Straßen zu den Clava Cairns gefahren. Vielfach Single Track Roads mit Hecken oder Mauern links und rechts. Wir müssen auch mehrfach irgendwo rückwärts fahren, weil wir die kleineren sind – LKW kommen uns entgegen.
Aber die Landschaft, durch die diese Sträßchen der fünften oder gar sechsten Ordnung führen (ich weiß gar nicht ob es tatsächlich soweit runter geht, vier Stufen auf alle Fälle), die ist einfach toll. Sie gefällt uns beiden sehr.
Ganz in der Nähe der Cairns liegt Culloden. Blutrünstiges Schlachtengetümmel. Ein für die schottische Identität wichtiger Ort, sagt man so. Da wir schon mal da sind . . . . . Gott sei dank müssen wir keinen Eintritt bezahlen, wir sind ja seit neuestem Mitglied im National Trust. Der schottische Trust lässt uns daher ebenfalls eintrittskostenfrei eintreten. Das lohnt sich dann heute aber, statt 2 x 14,50 GBP = 29,– GBP – NIX!! Es sind viele Menschen da. Busse. Auch viele englisch sprechende Menschen. Der Parkplatz ist voll. Ob das alles Schotten sind . . .? Uns gefällt es nicht sonderlich. Die Schlacht darselbst steht im Mittelpunkt der Ausstellung, des Museums und der virtuellen und persönlichen Präsentationen. Wie waren sie bewaffnet, wie sah die Schlachtordnung aus, wie wirken welche Waffen . . . . Standen alle Clans hinter den Stuarts, war die Gesellschaft gespalten? Diese Fragen werden nicht so breit betrachtet. Wohl aber, wie es der schottischen Bevölkerung nach der Schlacht erging. Alles etwas tendenziös, aber, mein Gott, wir sind in Schottland!!
Nun haben wir genug Zeit ‚vertrödelt‘ und wollen fix gen Norden. Die Strecke ist noch lang. Aber heute bin ich nicht so gut drauf und die Fahrerei macht mir doch was aus, obwohl wir gut ausgebaute, immer mindestens zweispurige Straßen befahren. Es muss eine Pause her! Dunrobin Castle bietet sich an.
Nach Reiseführer mäßig spannend. Wir haben es nur von aussen angesehen. Geschichtlich im Zusammenhang mit den Clearances allerdings wichtig. Hier hat die wohl grausamste Landbesitzerin, die Duchess of Sutherland, gewohnt und hat sich einen prachtvollen Palast auf Kosten vieler Menschenleben eingerichtet.
Danach wollen wir dann jetzt in einem Rutsch bis ans Ziel kommen. Allerdings . . . . Eine Whiskydestille kommt dazwischen. Clynelish in Brora.
Schon wieder eine Diagio Brennerei. Aber was soll’s . . . . Wir halten und gehen mal in den Shop. Dort treffen wir die vier Herren, die am Abend zuvor auf dem Betriebsgelände von Dunphail nach der Schließung auftauchten und sich die Nasen an den Scheiben plattgedrückt haben. Da wir auf dem Parkplatz übernachteten und gerade vom Spaziergang zurück kamen, ergab sich fast zwangsläufig ein Gespräch. Von daher wusste ich schon, dass sie wie wir auf Orkney übersetzen wollten. Aber nun ja, nett, dass man sich auch hier noch einmal trifft. Ich hätte tatsächlich im Shop Whisky verkosten können, kostenlos. Aber der Führerschein . . . .
Der Rest der Fahrt konnte dann doch ohne Pause erfolgen. Wir sind schon eine Weile auf der Touristenroute North Coast 500 (NC500) unterwegs, ohne es geplant zu haben. In Stirling bin ich noch gefragt worden, ob wir auf der NC500 in den Norden fahren würden und ich habe im Brustton der Überzeugung verkündet, dass wir das nicht tun, sondern unserer eigenen Route folgen. Tja, so kann’s kommen.
Auch wenn es heute unterwegs zwischendurch mal geregnet, eher gefieselt hat, kommen wir bei gutem Wetter, 15 Grad, viel Wind, Sonne/Wolken-Mix, in der Dunnet Bay an. Der Club Campingplatz ist diesmal einfacher, keine Hardstanding Plätze, ‚nur‘ Rasenplätze, aber mit grandioser Aussicht über Bucht und direktem Zugang zum Strand.