Gestern war das Wetter ja schön, bis auf die Abendstunden. Auch in der Nacht hat es geregnet. Für heute ist es ebenso schlecht vorhergesagt, zumindest bis ca. 16:00 Uhr. Also haben wir morgen alle Zeit der Welt um die Strecke bis Kalvåg zu fahren. Wir können also ausschlafen. Könnten, wenn . . .
. . . die Möven nicht wären. Um 05:00 machen sie auf unserem Dach ein Wahnsinnsspektakel. Sie trampeln rum, klingen wie bellende Hunde und machen Lärm für einen ganzen Schwarm, sind aber nur zu zweit oder dritt. Aber für uns ist die Nacht erst mal zu Ende. Ich verscheuche sie, wir schlafen alsbald wieder ein, bis sie wiederkommen und uns wieder aufwecken. Mordgedanken!! Sie fliehen schnell genug, ich kann ihnen nicht den Hals umdrehen. Grrrrr. Und dann? . . . . Um 07:00 klingelt mein Wecker! Vergessen auszuschalten!! Ohhh Sch…..!
Dennoch gelingt es uns spät, gegen ½ 11 von Askvoll zu starten. Heike ringt mit sich auf dem Weg nach Holmedal. Dort haben wir eine sehr schönes Schneidbrett aus Maserbirke für ca. 50,– € gesehen. Traumschön. Allein wir brauchen keine Schneidebretter mehr zu Hause. Derer haben wir schon drei oder vier daheim. Wir halten dann auch nicht noch einmal bei Helle.
Unsere Karte zeigt noch die Fähre von Eikeneset nach Dale. Jetzt gibt es dort eine Straße mit Tunnel und Brücke. Aus dem Tunnel raus über die Brücke und wieder in den Tunnel rein. In diesem Tunnel gibt es einen unterirdischen Kreisverkehr. Spektakuär, mit Eisskulptur in der Mitte des Rondells – soll jedenfalls so aussehen, ist aber eine Installation aus nicht identifizierbarem Material und Licht.
Wir folgen dem Rv57 über das Ende des Fjordes hinaus nach Førde. Die Wegweisung leitet uns allerdings aber den Rv610 nach Førde. Ungewöhnlich, dass eine Straße 3. Ordnung als Haupt- und eine Straße 2. Ordnung als Nebenverbindung ausgewiesen sind. Im Verlauf des Rv57 lernen wir dann schnell den Grund kennen. Die Straße ist nur einspurig und ist in eine senkrechte Felswand eingelassen. Dem nicht genug hat sie keinerlei Ausweichen, ist kurvig und hat auf einem unübersichtlichen Stück von mehreren hundert Meter Länge keinerlei Sicht auf den möglichweise entgegen kommenden Verkehr. Super. Wenn jetzt einer kommt müssen wir rückwärts zurück. Kein toller Gedanke – auf der linken Seite 50 m unter uns das Wasser, rechts die nackte Felswand . . . . Es kam niemand!!
Über die E5 geht es dann wieder mal nach Førde. Somit werden in diesem Urlaub zum dritten Mal 30 Kronen für die Citymaut fällig! In Førde nutzen wir die öffentlichen sanitären Einrichtungen.
Irgendwo auf der Strecke fotografiert Heike „Norwegen von innen“:
Die ganze Nacht hat es schon geregnet und es regnet auch seit heute Morgen ununterbrochen. Die Aussicht auf der bisherigen und auch der weiteren Strecke verdient an keiner Stelle den Namen, es ist schlicht und ergreifend immer nur graue Regen- und Wasserwand.
Das ist schade, denn wir fahren bestimmt durch eine tolle Landschaft, das wenige, was wir so erkennen können, lässt das erahnen. Das Beste, das man bei einem solchen Wetter machen kann: fahren! Der Plan geht auch auf. Wir kommen wie vorgesehen auf der Insel Bremanger an, als das Wetter besser = trocken wird. Zuvor haben wir in Kolset getankt, mitten im Nirgendwo an einer automatischen Tankstelle für die Landwirtschaft.
Von zwei alternativen Stellplätzen wählen wir sofort den ersten, da er uns gut gefällt und es (wahrscheinlich) nicht besser werden kann. In Inlandsvik stehen wir an einem Kleinboothafen mit Servicehaus (u.a. WC, Dusche, Ver- und Entsorgung).
Bezahlt wird hier wieder per Vipps oder im Joker „um die Ecke“. Wir haben schon eine Menge norwegische Technik in Nutzung (autopass-brikke, ferjekort), jetzt werden wir uns auch noch mit Vipps auseinandersetzen (müssen). Immer häufiger begegnet uns diese Bezahlmethode anstelle der alten „bar-in-einer-Schüssel-Methode“, wenn niemand persönlich kassiert.
Nachdem wir bezahlt, und natürlich auch eine Kleinigkeit eingekauft haben, fahren wir nach Kalvåg.
Ich war mir sicher, dass es hier nicht nur das schöne Fischerdorf zu sehen gibt, sondern auch ein Steinkreuz aus dem 11. Jahrhundert. Aber das Steinkreuz finden wir nicht. Dumm auch, dass ich nicht mehr weiß, wo ich das gelesen habe. Bemerkungen zum Alter liegen jetzt wohl auf der Hand, sind aber dennoch nicht gerade gern gehört. Ich finde das Kreuz auch am Abend nicht mehr (bei einer Internetrecherche).
Norwegische Baustellen sind im Übrigen immer wieder . . . erlebenswert. Eine temporäre Vollsperrung für ca. 20 Minuten sieht z.B. so aus:
Die Bake war die einzige Absperreinrichtung!
Ehrlicher Weise muss allerdings erwähnt werden, dass auf die Baustellen immer rechtzeitig und umfänglich hingewiesen wird. Von so einer Situation darf man dann nicht wirklich überrascht sein.
Heute sind wir sage und schreibe 234 km weit gefahren.