Wir übernachten in einem Unesco Weltnaturerbe!

Ich hätte nicht gedacht, dass es klappen würde. Der Touristenandrang ist inzwischen doch erheblich. Wir sind seit wenigen Tagen auch mittendrin.

Randsverk, Luster, Høyheimsvik. Würde nur noch durch den Wunsch getoppt, am Geiranger einen freien Campingplatz zu bekommen. Aber das haben wir hinter uns gelassen :o). Dafür haben wir heute andere Ziele, nicht minder in den Zentren des Welttourismus. Auf dem Weg dahin begegnen uns alle möglichen Nationenkennzeichen, sogar ein E-Fahrzeug mit ukrainischem Kennzeichen – mitten in den Bergen, weit ab von irgendwelcher Besiedelung. Hmmm?!?

Heute fahren wir von Høyheimsvik über den Rv 55 erst einmal zurück zum Ende des Lustrafjorden (der Endzipfel des Sognefjords), nach Skjolden. Von dort zweigt die Straße zur Stabkirche Urnes ab. Sie ist die älteste Stabkirche Norwegens und gehört zum Unesco Weltkulturerbe. Wir kommen ca. um 09:30 an, vor der Öffnung der Kirche. Das war so gewollt. Wir wollten bei gutem Wetter ein paar Außenaufnahmen ohne fremde Menschen machen. Aber dass die Kirche erst eine Stunde später öffnet, um 10:30 Uhr, war dann doch nicht auf diese Weise einkalkuliert. Wir machen eine Führung mit und können im Anschluss auch ein paar Aufnahmen in der Kirche machen, kommen aber spät von der Kirche weg.

Von der Kirche geht es nur mit Fähre weiter, oder wir fahren die 50 km zurück. Die Fähre ist klein und schnuckelig. Leider kann ich nicht mit der autopass.no Fergekort bezahlen oder mit Kreditkarten. Nur Bares ist Wahres auf dieser Fähre. Und teuer ist sie. 166 Kronen (>15,– €)! Für die anderen bislang genutzten Fähren sind nur 4,– bis 6,– € fällig gewesen.

Im Eifer des frühen Aufbruchs heute früh haben wir vergessen die Bordtoilette zu leeren. Das holen wir in Hafslo, irgendwo auf dem Rv 55, nach, denn wir wissen heute nicht, wo wir stehen werden und ob auf einem Campingplatz oder weiß Gott wo.

Wir folgen der E5 über Kaupanger (lassen dort die Stabkirche unbeachtet – schon mindestens zwei Mal besichtigt) bis nach Hauge und fahren von dort ins Aurlandsfjell, wieder eine nationale Touristenstraße. Wir sind sie schon mal gefahren, vor Jahren mit dem PKW. Aber das war später im Jahr und es lag kein Schnee mehr. Jetzt liegt auf dem Fjell noch Schnee und die Eindrücke sind überwältigend. Der höchste Punkt des Gebirgsübergangs liegt bei etwas über 1.300 m. Hier sieht diese Höhe aber vollständig anders aus als auf meinem Spaziergang in Randverk auf den 1.370 m hohen Trollhøe.

Die Abfahrt vom Fjell wird zum Ende zu (runter zum Auflandsfjorden) noch sehr spannend. Schon auf dem Fjell begegnen uns viele Wohnmobile. Die Straße ist aber auf gesamter Länge, bis auf die letzten Kilometer runter zum Aurlandsfjorden, nur 1 ½ bis 2 spurig. Wohnmobil und PKW können sich gut begegnen und es gibt genug Ausweichen. Die letzten Kilometer sind allerdings steil und über lange Strecken nur 1 spurig zu befahren. Wer hier nicht genau auf den Zentimeter mit dem Auto auf die Straßenkante fahren kann, ist nicht nur ein Verkehrshindernis, sondern kommt selber auch gar nicht voran. Aber zumindest die Norweger sind langmütig und an dieser Stelle wohl Kummer gewohnt. Ich nicht! Zwei Wohnmobile fahren vor uns und schaffen es, jede Ausweichstelle zu ignorieren, in jede Engstelle hineinzufahren und dann natürlich nicht am hochfahrenden PKW vorbeizukommen. Sie verschenken zur rechten Seite oft über ½ Meter Platz und drücken den Gegenverkehr dadurch von der Straße in die Wiese oder in den Graben. An zwei Stellen treffen sie auf Gleichgesinnte und prompt geht nichts mehr. Ganz am Ende, vor der letzten Engstelle setzen sie dem Ganzen noch die Krone auf. Inzwischen fahren hinter ihnen ja schon zahlreiche andere Autos in Schlange hinterher. Vor der letzten Engstelle fahren sie an der vorgelagerten Ausweiche zu ¾ vorbei, bleiben dann zu ¾ in der Ausweiche und zu ¼ in der Fahrbahn stehen. Das zweite Wohnmobil sogar jeweils zu ½. Der Gegenverkehr konnte natürlich nicht an den Wohnmobilen vorbei, da die Schlange hinter den Wohnmobilen die enge Straße hinter uns blockiert hat. Wir waren das dritte Fahrzeug und konnten uns die ganze Zeit schon ärgern und den Kopf schütteln. Aber an dieser Stelle bin ich dann einfach dran vorbei geschlüpft. Links und rechts vielleicht 1 oder 2 Zentimeter. Macht man eigentlich nicht, ich hatte allerdings einen ziemlich dicken Hals. Was hinter uns dann noch passiert ist, weiß ich nicht. Es hat lange gedauert, bis hinter uns wieder ein Fahrzeug aufgetaucht ist.

Nach diesem Erlebnis wollten wir uns nur noch irgendwo zur Nacht einrichten. Ich habe nicht zu hoffen gewagt, dass uns dies in Undredal gelingen würde. Das Dorf liegt am Ende einer 6 km langen Sackgasse direkt unten am Aurlandsfjorden und innerhalb des Gebietes Unesco Weltnaturerbe Nærøyfjorden. Der maximal 30 Plätze umfassende Campingplatz liegt mitten im Dorf, von Häusern umgeben, keine 50 m vom Fjord entfernt. Um den Verkehr aus dem Dorf rauszuhalten gibt es vor dem Dorf inzwischen Parkplätze (für 2 Stunden!). Erst wollte ich dort stehen bleiben und die Lage erkunden. Der Parkplatz war voller Riesenwohnmobile! So die 7 bis 10 m Klasse. Oha, ein schlechtes Zeichen. Also Augen zu und runter ins Dorf. Und . . .  Glück gehabt. Noch einen Platz erwischt. Allerdings für stolze 325 Kronen, ohne Strom! Egal. Die Lage ist einmalig, wenn der Platz auch eng und etwas schräg ist.

Die Berge um uns herum sind zwischen 1.200 und 1.800 m hoch. Undredal liegt auf 0 m.

Wir nutzen die beeindruckende Kulisse für ein Abendessen im neuen Restaurant am Kai.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert