Für 383 km Fahrtstrecke haben wir heute 6 ½ Stunden Fahrtzeit gebraucht. Mit Pausen sind wir acht Stunden unterwegs gewesen. Am Ende des Tages ist es uns gar nicht so lange vorgekommen. Die Strecke war wunderschön und erlebnisreich.
Vom Campingplatz aus sind wir das Setesdal weiter hoch gefahren und in den Schnee geraten (die Straßen sind um diese Jahreszeit frei!!). Das erste Mal über 1.000 m Höhe auf dieser Fahrt. Beeindruckende Aussichten. Alles zu schön, um daran einfach nur vorbei zu fahren. Wir bleiben häufig genug zum Bewundern und ein schnelles Foto stehen. Für Heike ist es das erste Mal im Setesdal. Ich bin hier sicherlich schon zwei Mal gewesen.
Das Haukelifjell (E134) ist nicht minder beeindruckend. Allerdings kamen wir nicht in die Verlegenheit freiwillige Pausen einzulegen. Wir hatten genug Zwangspausen. Baustellen. Immer wieder.
Immer wieder mit manuellerVerkehrsführung (zu Beginn des Baustellenbereiches muss man auf das Führungsfahrzeug – Ledebil – warten, das die lange Autoschlange dann durch die Baustelle geleitet, manchmal im Schritttempo, manchmal schneller). Ziemlich ganz weit oben dann eine Premiere für uns. Das Ledebil hat nur die LKW durch die Baustelle im Tunnel geleitet. Alle anderen Fahrzeuge wurden mit einem zweiten Ledebil über die noch vorhandene alte, schmale und gewundene Bergstraße geleitet, die vom Tunnel irgendwann ersetzt worden ist.
Nicht an allen, aber an vielen Tunnelanlagen ist die alte Straße noch vorhanden, oft legal nicht mehr befahr- aber begehbar. Das ist insbesondere an den Fjorden attraktiv für einen Spaziergang direkt am Wasser mit meist guter Aussicht und in aller Ruhe (der Lärm der Autos bleibt im Tunnel).
In Røldal tanken wir und lassen die Stabkirche links liegen. Wir kennen sie und außerdem ist sie so beeindruckend auch nicht, dass sich ein weiterer Besuch lohnen würde.
Die Straße entlang des Sørefjorden ist nationale Touristenstraße und wunderschön. Allerdings ist die Fahrt etwas anstrengend. Vor uns fährt die meiste Zeit ein Sattelzug aus Dänemark der sich nicht überholen lässt und die geschlängelte enge Straße manchmal mit weniger als 30 km/h befährt. Ich kann die Norweger verstehen, die sich über Ausländer aufregen, die mit den hiesigen Straßenverhältnissen nicht klar kommen und sich nicht entsprechend verhalten (z.B. überholen lassen).
Der teuerste Abschnitt der Reise liegt zwischen Kinsarvik und Granvin. Ein Tunnel folgt dem nächsten. In den ersten Tunnel rein, Kreisverkehr unter Tage, aus dem Tunnel raus, sofort auf die Brücke und ohne Zwischenstück sofort wieder in den nächsten Tunnel, wieder in einem Untertagekreisverkehr abbiegen und danach noch mehr Tunnel. Mal sehen was dafür fällig wird, habe 120 nok in Erinnerung.
Auf dem Vikafjell erreichen wir wieder (fast) 1.000 Höhenmeter. Mit den zahlreichen Zwischensteigungen in all den Fjells haben wir heute bestimmt dreitausend Höhenmeter „gemacht“, ehmmm, unser Auto natürlich.
Nach einer rasanten und steilen Abfahrt (dritter Gang, 80 km/h und immer wieder bremsen, bremsen, bremsen), landen wir auf einem kleinen und schnuckeligen Campingplatz am Fjord in Vik. Es sind nur das Rauschen des Wasserfalls von der anderen Seite und die Glocken der Schafe zu hören. Sonst nichts. Wir können zwar noch draussen in der Sonne zu Abend essen, aber dann greift der Schatten und „die Kälte“ nach uns (12 Grad).
Der Campingplatz ist echt retro oder vintage. An der Rezeption ist niemand. Man ruft den Betreiber kurz an, fährt auf den Platz sucht sich eine nette Stelle und bekommt am Abend Besuch. Ein kleiner Schwatz, dann wird bezahlt (per Karte natürlich, hier hört retro dann schlagartig auf). Der Preis ist auch vintage, 200 nok ist echt wenig. 280 bis 350 nok für einen Platz ohne Strom ist der „normale Satz“. Strom kommt meistens extra noch dazu. Wir brauchen Landstrom im Sommer erst nach vier/fünf Tagen, wenn wir ausschließlich stehen und mit der Photovoltaikanlage die Akkus nicht aufladen können. Sobald die Heizung auch in Betrieb geht (der Winter läßt grüßen) kommen wir nur zwei, vielleicht drei Tage ohne Landstrom aus.