Review und Fazit

Die Reise der vielen ‚eigentlich‘.

Eigentlich wollte Heike nicht mehr in den Norden, siehe Beitrag vom 23.02.2023. Dass sie sich ím Laufe des Jahres umentschieden hat, war eine große Freude.

Nach der letzten Winterreise hatten wir über unsere Ausrüstung lamentiert. Wir haben auch alles, was wir letzte Reise gelernt hatten, sorgsam umgesetzt, aber eigentlich . . . ja, eigentlich war einiges davon nicht notwendig. Die warmen, dicken Winterstiefel waren nur selten im Einsatz. Die vielen Wärmepads für Hände und Füße haben wir nicht gebraucht, nur einige wenige davon. Es war einfach zu warm.

Die Reisezeit hatten wir gewählt, damit es nicht so früh und lange dunkel bleibt, der Tag mehr Raum für Aktivitäten läßt. Das hat eigentlich auch gut funktioniert. Leider haben wir diesen Vorteil in diesem Jahr mit dem Nachteil der warmen Witterung eingetauscht.

Eigentlich hatten wir einen Plan und wollten bis nach Abisko. Uneigentlich haben wir den schon vor der Abreise durch die zwischengeschobene Woche in Äkäslompolo über den Haufen geworfen. Dadurch ist dann doch einiges anders geworden.

Eine Lehre aus der letzten Reise war, mehr Zeit lassen, um auf das Nordlicht zu warten. Hat eigentlich . . . . gar nicht funktioniert. Durch die spontane Umplanung kurz vor Reisebeginn konnten wir unterwegs auf dem Weg nach Finnland nicht zu lange bummeln und mehrere Tage an einem Ort bleiben. In Äkäslompolo waren wir dann eine lange Woche, sollte eigentlich genug sein, wir haben aber dennoch kein Nordlicht gesehen.

Fast zum Schluss noch ein eigentlich. Die in der ersten Planversion angedachte Strecke betrug ca. 7.700 km. Wir sind ’nur‘ 6.371 km gefahren, ca. 1.300 km weniger. Im Schnitt also täglich 220 km. Klingt nicht nach viel. Allerdings war ein Tag mit 1000 km und mehrere mit über 400 km dazwischen. Ein paar dieser Tage waren doch streßig.

Die finanzielle Seite der Reise:

Wir hatten für diese Reise etwas mehr als 7,5 T€ reserviert und dabei tatsächlich ca. 1,– € pro Streckenkilomenter berücksichtigt.
Ausgegeben haben wir pro Streckenkilometer ’nur‘ ca. 0,83 €.
Das ist doch eigentlich ganz gut., oder?!

Aber . . . Wir wollten eigentlich maximal 39 Tage unterwegs sein.
Pro Tag wären das ca. 197,– € Reisekosten. Wir sind aber ’nur‘ 29 Tage unterwegs gewesen. Bereinigt haben wir ca. 410,– € weniger Urlaubskosten gehabt, als eigentlich geplant. Da diese Reise jedoch hauptsächlich aus Planänderungen und -anpassungen bestand, ist ein Vergleich mit der ursprünglichen finanziellen Vorstellung der Reise nicht wirklich zielführend.

Fahren (incl. Maut, Fähren, Parken) hat uns ca. 1.845 € gekostet.
Für Übernachtung haben wir ca. 1.535 € ausgegeben, incl. Ferienhaus in Finnland, das hat diesen Posten in die Höhe getrieben.
Lebensmittel waren insgesamt ca. 520 € preiswert.
Beute“ (Mitbringsel & Co.) haben wir im Umfang von ca. 484 € gemacht.
Als Taschengeld (Eintritte, Restaurantbesuche, Leihgebühren, Porto etc.) sind ca. 912 € durch unsere Finger geflossen.
Erwartungsgemäß waren somit die Fahrkosten der größte Posten. Bei einem Roadtrip nicht überraschend.

Alle Erwartungen an diese Reise erfüllt oder eher doch nicht?

Eigentlich ja, aber irgendwie doch nicht ganz.

Es war weniger Winter als erhofft. Anfänglich hatten wir ausreichend und schön viel Schnee, schon in Jönköping. Aber schnell wurde es zu warm. Plusgrade in Äkäslompolo im Februar geht ja gar nicht. Auch wenn es nur wenige Tage gewesen sind.

Entsprechend der Wärme hatten wir auf der Rückreise auch schon fast Frühling, zumindest war der Schnee schon weit oben und somit früh weg. Das hätte ich mir in diesem Winter schon anders gewünscht. Sind wir „Last Chance Touristen“? Nochmal den Norden im Schnee sehen und erleben, bevor der Klimawandel die Region unwiederruflich verändert hat??!!?

Wir haben angeblich ein besonders sonnenaktives Jahr. Allerdings hatten wir wohl zu wenig klare Nächte, oder wir waren zur falschen Zeit an der falschen Stelle. Nordlicht haben wir keines gesehen. Nix „hunting the light“! Das war echt schade.

Eine Woche Aufenthalt in Äkäslompolo mit Tochter war hervorragend. Langlaufen, Fatbiketour und Huskyfahrt. Super Aktivitäten, auch wenn sie für mich teilweise anstrengend waren oder Spätfolgen hatten (Muskelfaserriß bei der Huskytour mit Riesenbluterguß im Oberschenkel – nicht die angenommene Leistenzerrung).

Die Nikolausstadt bei Rovaniemi muss nicht noch einmal sein. Einmal reicht. Insoweit ist es wie das Nordkap, nur viel voller. Soooo touristisch hatte ich das nicht erwartet.

Auf der Ostsee spazieren gehen! Das war der Hit. Das wollte ich schon immer. Und dann hat auch noch das Wetter mitgespielt. Ein hervorragendes Erlebnis.

Es war befriedigend, bekannte Orte wieder zu sehen (z.B. Storuman, Jamtli in Östersund, Äkäslompolo), aber auch sehr schön, neue Orte zu entdecken, selbst die, die wir sicher ihrer zweifelhaften Schönheit wegen nicht noch einmal besuchen werden (z.B. Arvidsjaur und Gällivare).

Alles in Allem wird Heike nicht noch einmal in den Norden fahren. Diesmal wohl endgültig. Ich war vor der Reise hin und her gerissen, ob es 2024 das letzte Mal gewesen ist. Jetzt, nach der Fahrt, weiß ich, 2025 geht es wieder in Richtung Norden! Zu viel ist unentdeckt geblieben (Karesuando, Karajok, Kautokeino . . . . ).

Was nehme ich aus den beiden Vorjahren und dieser Reise für die nächste Winterreise in den Norden mit?

    • Im Januar starten, damit mehr Winter erlebt werden kann.
    • Wirklich wesentlich öfter zwei oder mehr Tage im Schnee stehen bleiben.
    • Die Schwedenroute ist für die Fahrt nach Norden und zurück optimal. Die Straßen sind viel einfacher zu fahren als in Norwegen.
    • Ausrüstung incl. Bekleidung wie in diesem Winter ist OK.
    • Alle Planungshilfsmittel haben sich bewährt.
    • 1,– € / Streckenkilometer war als Kalkulationsgröße zu hoch. Auch für 2025 dürfte das zu viel sein. Wenn, dann fahre ich ja allein. 0,90 €/Streckenkilometer dürften ausreichen.

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