Eine alte Brücke und drei Destillen.
Ein Teil der Camper auf dem Caravanpark Fascally scheint wie wir die Highlandgames in Blair Atholl besucht zu haben. Schon gestern gab es eine Abreisewelle und heute Morgen verlassen mit uns ein paar andere den Platz.
Wir entscheiden uns angesichts des hohen Eintrittspreises von 17 GBP dagegen, Balmoral Castle zu besuchen, den Sommersitz der Royals. Statt dessen fahren wir die kürzere Strecke über die A9 in Richtung Dufftown und wollen uns auf dem Weg die Alte Brücke in Carrbridge ansehen.
Schon auf dem Weg dahin beginnen die Verführungen. Wir fahren an einigen Destillerien vorbei, neue, unbekannte aber auch bekannte wie Dalwhinnie. Einige Bauwerke sind auch aus der Ferne als Neubau einer Distille zu erkennen, allerdings tauchen sie nicht in der Wegweisung auf. Ich habe mein Buch „Single Malt Year Book“ zu Hause vergessen, da hätten wir nachsehen können, auch wenn meine Ausgabe schon ein paar Jahre alt ist. Bei Blair Athol habe ich mich dagegen entschieden, die neuste Ausgabe von 2024 zu kaufen. Das war ein Fehler. Ich ahne, dass wir hier mitten in der Speyside immer wieder Fragen zu einzelnen Distillerien auftauche, die dieses Buch beantworten könnte. Aber wir wollen ja noch nach Elgin, da hat’s sicherlich genügend Whiskyshops oder Buchhandlungen.
Wir wollten uns Dalwhinnie gar nicht ansehen, zumindest stand es nicht auf der to-do-Liste dieser Reise. Als wir dran vorbeifahren überwiegt allerdings die Neugier und wir „kehren ein“.
Wir machen aber kein Tasting, trinken keinen Tropfen! Obwohl das schon viel Entsagungskraft verlangt. Interessante Whiskys werden angeboten. Dalwhinnie gehört auch zu Diagio, hat aber im Gegensatz zu Blair Athol eine Core Range und zusätzlich einige besondere Abfüllungen. Darüber hinaus werden Distillery Exclusive Releases im Shop verkauft. Verführerisch . . . . und teuer. Ich kaufe statt dessen eine Fleecejacke, die hält vielleicht doch länger als eine Flasche Whisky – und ist nicht so schwer ;o) .
Die Brücke ist ein kleines sehenswertes Kleinod, direkt an der Straße nicht weit von einem for-free-Parkplatz, also auch für den Busreisenden gut zu erreichen. Und diese kommen prompt nach uns auch an. Wir sind im Herzen des Whiskylandes, in der Speyside. Damit auch in einem der Touristenhotspots von Schottland. Also nicht wundern . . . !!
Auf dem Parkplatz spricht uns eine junge Frau an. Sie wundert sich, dass wir mit dem eigenen Auto „bis hier hoch“ gekommen sind. Würden nicht viele machen, kann sie berichten. Es stellt sich im Gespräch heraus, dass sie von unterwegs arbeitet und sich jedes Jahr für mehrere Monate in einem europäischen Land aufhält. 2024 halt in Schottland. Daher ist sie mit ihrem Camper, auch ein T, schon etwas länger hier. Eine sympathische und interessante Frau. Schade eigentlich, dass wir weiterfahren.
In Speybridge verlassen wir den kürzesten Weg zum Campingplatz für die nächsten drei Nächte und wenden uns über die A939 nach Tomintoul. Jetzt spätestens ist kein Halten mehr. Auf der Wegweisung und am Wegesrand alles bekannte Namen aus dem Whiskyregal: Tomintoul, Glenlivet, Tamnavulin, Cardhu. Uaaaah!! Bei The Glenlivet erliegen wir der Versuchung und „kehren wieder ein“. Aber ebenfalls nur, um die Distillery anzusehen und mal in das Besucherzentrum zu schielen.
Das Besucherzentrum ist sehr aufwendig gemacht. Die angebotenen Whiskys sind nicht übermäßig teuer (für britische Verhältnisse). Z.B. wird eine Probierflasche mit 5cl für 3,50 bis 4,– GBP verkauft. Die Versuchung ist immens groß hier eine Tour zu buchen. Aber das wird auch in anderen Destillerien so sein. Wir trinken nichts, wir kaufen nichts, wir gucken nur. Wird wohl DAS Motto der kommenden Tage werden müssen, sonst ist das Urlaubsbudget schneller weg, als uns lieb ist.
Ohne weiteren Versuchungen zu erliegen fahren wir bis zum Campingplatz und checken ein.
Ein kleiner niedlicher Platz weit abseits der Straße mit hervorragenden Sanitäranlagen. Man kann den Bewertungen auf Park4Night schon trauen!!
Nach dem Einchecken fahren wir aber erst mal nach Keith, um dort Lebensmittel einzukaufen. In Dufftown, eigentlich viel näher am Platz, haben wir nur einen kleinen Tante Emma Laden gesehen. In Keith hat’s einen Tesco Superstore mit allem was wir für die kommenden Tage brauchen. Und hier gibt es auch . . . . eine Distillery! Strathisla. Mal nicht von Diagio sondern der Chivas Group. Home of Chivas Regal nennt sich die kleine Destille. Ein echtes Kleinod. Sehr sehr schön.
Touren kann man hier nicht vor Ort im Besucherzentrum buchen, sondern nur online. Das verhindert eine Spontantour. Heike (!!) schlägt vor, dass wir uns diese Destille ansehen. Zumindest, so erklärt man uns im Besucherzentrum, gibt es auch Fahrerpakete, also den Tasting Whisky zum Mitnehmen . . . .
Wieder auf dem Campingplatz waschen wir Wäsche und kochen unser Abend’brot‘. Den ganzen Tag hatten wir mit dem Wetter Glück. Der vorhergesagte Regen ist weitgehend ausgeblieben, bis auf einen Schauer. Wir hatten sogar Sonne und dramatischen Himmel bei 16 Grad.
Aber jetzt holt Petrus alles aus der Regentonne, was er hat. Es will gar nicht mehr aufhören. Der Weg zum Sanitärgebäude wird zum Duschvorgang. Also bleibt es bei „Hausarbeiten“, kein Abendspaziergang.