Glenrothes – Pitlochry

Es steht drauf, was drin ist.

Der Regen läßt über Nacht nach. Am Morgen regnet es Gott sei Dank nicht mehr.

Ich kann das Auto trockenen Fußes reisefertig machen. Aber auf der weiteren Fahrt gen Pitlochry regnet es immer wieder einmal. Tendenz abnehmend. Petrus hat ein Einsehen. Die Fahrtstrecke führt teilweise über Autobahnen oder autobahnähnlich ausgebaute Straßen, wir fahren an Perth vorbei. Auch wenn wir länger brauchen als die von Google Maps prognostizierte Stunde sind wir früh am Ziel und nutzen die Zeit zur Erkundung.

Heute um 3pm werden wir die Blair Athol Distillery besuchen. Das Visitor Center ist schnell gefunden, liegt unmittelbar vor Pitlochry. Blair Atholl Castle ist liegt schon weiter weg. Naviangaben und Beschilderung passen nicht zusammen. Aber wir trauen der Beschilderung und kommen an. Nun wissen wir auch wo wir am Samstag und Sonntag hin müssen und parken können.

Heute Nachmittag fahren wir mit dem Bus vom Campingplatz Fascally nach Pitlochry zur Distille. Ich möchte ja was probieren dürfen. Der Bus fährt zwar nur selten, sieben bis acht Mal am Tag, aber es passt ganz gut mit großzügigen Zwischenzeiten. Wir nutzen sie um Pitlochry zu erkunden.

Viktorianischer Baustil ist vorherschend in der kleinen Stadt.

Während unserer letzten Schottlandreise waren wir auch schon in Pitlochry, allerdings haben wir damals in der Jugendherberge übernachtet. Als wir dort ankamen und das Gebäude betraten, hörten wir eine freudige Stimme: „Ach, da sind ja meiner Deutschen!“. In deutscher Sprache! Die Lösung war eine junge deutsche Frau, die in der Sommersaison die Jugendherbergsleitung übernommen hatte und sich über deutsche Gäste freute. Zumindest damals schienen sie nicht so häufig dort abzusteigen. Heute hören wir in der Stadt oft die deutsche Sprache. Pitlochry ist zwar sehr schön, die Häuser scheinen alle aus der viktorianischen Zeit zu stammen, sind top gepflegt, alle ist heile und sauber (beides in UK nicht automatisch und selbstverständlich), aber es ist auch sehr touristisch, eben wegen dieser Baustruktur. Auf der Hauptstraße finden wir nicht ein Geschäft, dass Artikel für den normalen, täglichen Bedarf anbietet, alles nur Andenkenläden, Restaurants, Bars, Hotels, B&Bs, Fish’n Chips- und Eisläden. Diesen ausgeprägten Tourismuscharakter des Ortes hatte ich nicht mehr in Erinnerung. Heike kann sich daran allerdings noch gut erinnern.

Blair Athol Distillery gehört zu Diagio, einem der größten Spiritousenkonzerne weltweit. Neben Johnnie Walker Whisky und Guinness gehört gut 1/3 des gesamten schottischen Whiskymarktes diesem Konzern. Der Konzern hat über 200 Markennamen in 180 Ländern in seinem Lizenzportfolio. Kein Wunder, dass die sehr alte Distillery in Pitlochry wie aus dem Ei gepellt daherkommt. Von der Baustruktur her ist es eine typische schottische Distille. Das Besucherzentrum ist sehr schön. Darin befindet sich natürlich eine Bar. Sehr schön gemacht, in einer alten aufgeschnittenen kupfernen Mashtun.

 

Der Weg durch die Distillery im Zuge der Führung findet etwas abseits der laufenden Produktion statt.

 

Man wird nicht nur einfach durch den laufenden Betrieb geführt, sondern von diesem ein Stück fern gehalten. So gehen wir zwar in ein Warehouse, befinden uns dann aber in einem Glaskasten innerhalb des Warehouses und können die Fässer weder berühren noch den Angels Share richen. Letzteres ist besonders schade, es ist eigentlich der Höhepunkt in einem Warehouse, so man überhaupt hineinkommt.

Das Tasting ist dafür ganz passabel. Es findet in angenehmer Atmosphäre über dem Shop statt. Wir probieren drei verschiedene Whiskys, Blair Athol 12y, Blair Athol Distillery Exclusive und einen Glenlossie (auch aus dem Hause Diagio). Leider ist der Blair Athol in Faßstärke nicht Bestandteil des Tastings. Ich probiere ihn nach dem Tasting in der Mashtun Bar. Er ist gut, besser als die anderen beiden. Leider ist er mit 130 GBP zu teuer, um ihn mitzunehmen. Das Preis-Leistungsverhältnis passt nicht. Schön ist, dass Heike spontan während des Tastings ein Drivers Pack bekommen kann. Alle drei Whiskys liebevoll aufgereiht in einer gesonderten Verpackung, ordentlich beschriftet. Nun, hier ist der Weltkonzern zu spüren. Geld für Marketing ist wohl vorhanden.

Eigentlich haben wir an diesem Tag nicht all zu viel „gerissen“, aber er ist dennoch schnell vorbei. Nach dem Abendessen bin ich zu faul um Fotos zu bearbeiten oder Tagebuch zu schreiben. Eigentlich will ich heute nur noch Löcher in die Luft starren und den Kindern auf dem Campingplatz beim Spielen zusehen.

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