Port nan Gael – Tobermory

Panorama Tobermory

Das Schöne daran, mehrere Nächte an einem Ort zu weilen ist, wir haben’s nicht eilig und können uns Zeit lassen.

Heute früh lassen wir uns diese Zeit mit der Planung der zukünftigen Reisetage. Heike macht Finanzen. Remote per online banking geht das super gut. Erst gegen 10 geht’s los. Wir wollen nach Tobermory, der „Hauptstadt“ der Insel Mull. Viele Menschen wohnen heute nicht mehr auf der Insel, nur noch ca. 3.000. Vor den Clearences waren es mehr als dreimal so viele. Zahlreiche Familien hat man damals nach Amerika deportiert, sonst wohin vertrieben, ihnen das Haus über dem Kopf angezündet oder einfach umgebracht, nur um den Schafen mehr Platz zu geben. Mit Wolle konnte man damals gutes Geld verdienen. Menschen können grausam sein.

Ergebnis der Clearences. Diese Ruinen tauchen öfter in der Landschaft auf, sind aber selten so präsent, wie aus der Vogelperspektive.

Für die Fahrt wählen wir die scenic route. Sie ist in der Tat landschaftlich sehr spannend und bietet tolle Ausblicke. Allerdings ist die Straße nicht die Beste. Von Verlauf und Beschaffenheit ähnelt sie der Straße zur Ardnamurchan Distillery. Mit anderen Worten, für die Strecke benötigen wir eine gefühlte Ewigkeit. Nun, ein Viertel dieser Ewigkeit geht auf unser eigenes Konto. Wir bleiben häufig genug stehen, um die Aussicht zu genießen, Fotos zu machen.

Heikes Liebling, schottisches Hochlandrind Harry.
Eilig unterwegs.

Auf der Fahrt erleben wir aber auch, was es heißt hier eine Panne zu haben. Das Havariefahrzeug blockiert eine Ausweiche und hat dort offensichtlich schon länger auf den Abschlepper gewartet. Der Verladevorgang blockiert die gesamte Straße. Viel Platz zum Rangieren hat auch der Abschleppwagen nicht.

So verstreichen die Minuten und von beiden Seiten stauen sich die Fahrzeuge. Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen, oder jetzt kann man erkennen wer Einheimischer ist oder Tourist ohne ausreichend Single Track Erfahrung. Wer jetzt nicht innerhalb des Staus zum Vordermann eine Ausweiche frei lässt, blockiert die Straße und alles löst sich noch langsamer auf.

ohne Worte

An der Küste liegen immer wieder alte, unbrauchbare Boote herum. Wie tote Wale muten sie an. Nicht alle sind so groß wie die, die wir nördlich von Salen nach der Einmündung der Scenic Route auf die Hauptstraße finden.

 

Wir kommen gesund und unfallfrei in Tobermory an, finden allerdings keinen Parkplatz auf dem Parkplatz. Also müssen wir irgendwo in eine Siedlung ausweichen. Gott sei Dank haben wir keine ‚weiße Ware‘, mit der dies ungleich problematischer gewesen wäre.

Der Erste Weg führt uns in die Tobermory Distillery.

Tröstet nur die Whiskyenthusiasten.Aber nicht schon wieder eine Tour. Wir können den Herstellungsprozess von Whisky schon selber runterbeten. Leider bekommt man dann auch die Destille nicht zu sehen. Zumindest haben sie hier Distillery Exclusive Abfüllungen im Shop, bzw. Abfüllungen, die andernorts nicht mehr zu haben sind. Gleich mehrere. Die 15 jährige erregt mein Interesse, für ein paar Monate in einem spanischen Brandyfaß gereift. Aber 150 GBP??? Ich frage nach einer kleinen Probe, sage aber sofort, dass ich nicht versprechen kann, den Whisky zu kaufen. Da muss der nette Mensch im Shop beim Manager Rücksprache halten. Ergebnis: der Manager kommt darselbst und kredenzt uns die Probe. Ein Schweizer. Wir können so auch einfacher über Whisky in dtsch. Sprache als in Englisch reden. Obwohl er bered‘ ist und uns begeistert viel von ‚seiner‘ Destille erzählt, kaufen wir nicht. Das macht ihn etwas ärgerlich.

Hier werden Tobermory und Ledaig gebrannt.
Die Distillery aus der Ferne.

Interessant, er schimpft über den Brexit. Die britische Regierung hat die Verträge noch nicht ratifiziert, die es der Tobermory Distillery erlauben in alle europäischen Länder Whisky online zu verkaufen, so z.B. nach Schweden. Wieviel davon stimmt, kann ich nicht nachvollziehen.

Aus der Destille kommend, sehen wir die Regenwolken heranstürmen. Wir flüchten in eine Schokolateria. Sehr leckerer Kakao und sehr leckere Schokolade. Gemütlich sitzend können wir den strömenden Regen draussen beobachten und mehrere junge arabische Damen, die hier auch abwarten und die Wollschals probieren, die neben vielen andern lokalen Produkten ebenfalls in der Schokolateria verkauft werden.

 

Die Sonne hält sich nachdem der Regen verschwunden ist, bedauerlicher Weise auch zurück. Es ist wieder ziemlich frisch geworden, 11 Grad, starker Wind. Von Tobermoray ist nur sehenswert, was sich unten am alten Hafen befindet, der Rest sieht aus, wie viele andere langweilige Örtchen im UK halt auch aussehen. Wir erkunden noch das Mull Museum und dann machen wir uns auf den Rückweg. Zurück zum Campingplatz fahren wir über eine Stunde durch Sonne, Regen, grauen Himmel. Leider ist das Wetter jetzt am frühen Abend schlechter geworden. Bin morgen auf das Reisewetter gespannt.

Der Campingplatz auf der Halbinsel Kintyre hat sich noch nicht zurück gemeldet. Ich muss anrufen. Ohhhh. Man war very busy. Na ja, Hauptsache wir haben einen Platz.

Den letzten Teil der Reise nach Hause planen wir heute Abend und erleben eine Überraschung. Der Campingplatz Abbey Wood in London ist gerade am Samstag den 22.06 ausgebucht. Wir nutzen den Platz, wenn wir in London Sohn und seine Familie besuchen. In diesem Jahr müssen ja noch die ganzen Werkzeuge abgeholt werden. So müssen wir noch einmal umplanen und werden im Ergebnis auch früher zu Hause sein.

 

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