Swansea: Lawerbread, Bara Brith und eine ganz individuelle Führung

Hier spricht man walisisch! Wir verstehen nichts von den Durchsagen im Zug.

Auch die Leuchtbandanzeigen auf dem Bahnhof und im Zug erfolgen auf walisisch, will heißen, es werden die walisischen Namen der Ortschaften aufgeführt, die sich erheblich von den englischen Namen unterscheiden. Aber dank Google Maps kommen wir ohne weitere Probleme in Swansea am Bahnhof an.

Wir haben uns für die Bahnfahrt entschieden. Parken ist im UK fast nirgends kostenfrei und für unser 2,80m hohes Auto in der Regel auch nicht so einfach und zentrumsnah zu realisieren. Daher gleich die Bahn! Wir kämpfen mit dem walisisch ‚sprechenden‘ Fahrkartenautomaten, sind aber am Ende überzeugt die richtigen retour Tickets für zwei Personen in Händen zu halten, jeder eines.

Nach 20 Minuten Fahrt stellt sich heraus, dass da was nicht so ganz gestimmt hat. Mein Ticket wird von der automatischen Schranke am Ausgang des Bahnhofes Swansea ‚verschluckt‘ und Heikes Ticket einfach nicht akzeptiert. Ein netter Mensch der walisischen Bahn löst das Rätsel auf. Heike hat das Rückfahrticket in der Hand (klar das es auf dem Hinweg nicht akzeptiert wird) und ich hatte das Ticket für den Hinweg, jeweils nur für eine Person. Der nette Mensch läßt Heike ohne Nachzahlung durch die Schranke. Im Prinzip ist sie schwarzgefahren. Für die Rückfahrt ändern wir das und lösen für sie einfach nach.

Swanswea ist so häßlich, dass wir nur ein Foto machen.

Wir laufen daher auch nicht viel in der Innenstadt herum, so im Zick Zack aus Neugierde. Vielmehr gehen wir ziemlich direkt zum Covered Market, einer überdachten Markhalle, die an Schönheit nicht viel zu bieten hat, allerdings zahlreiche normale Geschäfte beherbergt. U.a. sollen hier Lebensmittelgeschäfte zu finden sein, die typische walisische Spezialitäten anbieten. Aus diesem Grund sind wir hier.

Welsh Cakes werden zu Hauf angeboten, nicht nur von einem Händler und nicht nur in der traditionellen Form (nur mit Rosinen und schw. Johannisbeeren), sondern auch mit Schokostückchen oder mit einer Marmeladenfüllung. Sie schmecken uns alle und klar, wir nehmen was mit. Bara Brith kaufen wir auch, ohne zu probieren, einen ganzen halben Laib – vorsichtshalber! Ein oder zwei Tage später stellt sich heraus, dass der dem Früchtebrot ähnliche Kuchen, voller in Tee getränkter Rosinen und Johannisbeeren, mit Butter eine totale Delikatesse ist. Ein ganzer Laib wäre besser gewesen. Lawerbread kaufen wir nicht. Ich darf an einem Stand die schleimig und wabbelig aussehenden gekochten Algen probieren. Sie schmecken irgendwie . . . . vielleicht ist ja richtig gut, was man daraus herstellen kann. Wir nehmen sie nicht mit! Im Market pausieren wir bei einem Kaffee und einer kalten Pastete bevor wir nach kurzem Kriegsrat (die Stadt ist ja sooo häßlich) die Whisky Entscheidung treffen.

Penderyn hat in Swansea eine Destille gebaut, in einem historischen Gebäude, in dem früher Kupfer verhüttet worden ist.

Allerdings ist sie nicht in Betrieb gegangen, jedenfalls nicht für die Whiskyproduktion. Der Rückgang der Nachfrage, Brexit und Covid, wird uns später erklärt, haben dies bewirkt. Allerdings kann man sie besichtigen und es gibt einen Shop.

Wir fahren spontan mit dem Bus dorthin. Der Fahrkartenkauf beim Busfahrer gestaltet sich irgendwie kompliziert. Letztlich kaufen wir keine Fahrkarten und checken nur mit der Kreditkarte ein (Gott sei Dank hat jeder von uns eine) und später auch wieder mit ihr aus. Die Fahrt hat uns pro Nase nur 1 GBP gekostet. Nicht gerade teuer. Auf der Rückfahrt checken wir dann auch wieder mit der Kreditkarte ein, fahren aber eine Haltestelle weniger und müssen . . .  nichts (!!!) zahlen. So liebe ich ÖPNV.

[Nachtrag: Die Belastung mit 1 GBP war nur eine ‚Probebuchung‘. Inzwischen ist der korrekte Betrag für die Fahrten der Kreditkarte angerechnet worden, 3,61 GBP pro Person für alle Fahrten. Dieser Betrag wiederum ist mit den Preisen hier durchaus zu vergleichen. Zu früh den walisischen ÖPNV gelobt!]

Im Besucherzentrum der Distillery ist nichts los. Nichts! Wir müssen dennoch etwas warten, bis die Führung für die spontan gebuchte Tour ankommt, und bekommen dann aber eine private Tour for two. Besser geht nicht.

Womit wir nicht gerechnet haben, nach der Tour gibt es auch eine kleine Verkostung. Der Preis für die Tour war so gering, 16 GBP pro Person, dass wir auch ohne zufrieden gewesen wären (oft kosten Touren in den Destillen mit einem kleinen Tasting mindestens 25 GBP bis zu 40 GBP).

Während des Tastings verkündet die nette Führung, dass sie ausreichend Zeit hat, weil ja nichts los ist, wir bekommen noch einen Whisky eingeschenkt und schwatzen weiter mit ihr. Sehr angenehm. Heike ist sehr zurückhaltend bei der Verkostung, das beeindruckt die Dame offensichtlich. Heike bekommt von ihr kurzerhand eine kleine Probierflasche geschenkt. Aber irgendwann ist Schluss und angeschickert geht’s zur Bushaltestelle und von dort zum Bahnhof.

Wir sind uns einig: Swansea muss nicht noch einmal sein, Penderyn jederzeit.

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