
In der ehemaligen Hauptstadt des byzantinischen Reiches. Weltkulturerbestadt.
Aber erst einmal dorthin kommen. Es ist zum verzweifeln. Die Wettervorhersagen sind schlecht, für alle Ziele, die wir uns so ausgesucht haben auf dem Weg in die Toskana. Wir entscheiden daher an die Adria zu fahren, nach Ravenna.
Gesagt, getan! . . . . Schön wär’s! Sooo easy geht das dann aber doch nicht vonstatten. Ravenna ist ganz schön weit weg. Wir fahren über 600 km und brauchen auch trotz der gut ausgebauten Autobahnen auf italienischer und schweizerischer Seite knapp 6 Stunden. Während die lange Fahrt gestern durchaus komfortabel und bequem zu meistern war, ist die Fahrt heute anstrengend.

Die Autobahn in Italien geht über eine irrsinnig lange Strecke eintönig gerade aus, durch eine Landschaft, die absolut ohne Abwechslung ist. Die Emilia Romana soll so schön sein, vielleicht zu Fuß und aus der Fahrradperspektive, aber aus der Autobahnperspektive ist sie flach wie ein Frühstücksbrett und es sind nur zerfallene, verlassene Gebäude zu sehen. Dafür ist sie, die Autobahn, ziemlich gut in Schuss. Ob das an der Maut liegt?
Maut! Gutes Stichwort. In der Schweiz ist keine Maut fällig, so scheint es nur. Um die Straßen zu befahren benötigt man eine Online Vignette, Preis 40 Euro, Gültigkeit ein Jahr. In Italien zahlt man für einzelne Autobahnabschnitte an riesig großen Mautanlagen. An der ersten Anlage klappt auch alles gut, ich mache alles richtig. An der Zweiten Anlage fahre ich in die falsche Spur, irgendeine mit „T“, gelber Markierung und einem Europasymbol auf gelbem Grund. Ist doch für Europäer, oder nicht?!? Muss was anderes zu bedeuten haben. Die Schranke öffnet sich erst nach einigem Hin und Her, im wahrsten Sinne des Wortes. Wahrscheinlich habe ich an dieser Stelle das Ticket übersehen, dass irgendwo rauskam, wenn hier überhaupt eines rauskam. Zumindest verlangte die nächste Station das Ticket. Einfach mit Karte bezahlen ging nicht. Der nette Mensch auf der anderen Seite des Lautsprechers hat dann irgendwas gemacht, mich zur Zahlung per Karte aufgefordert und die Schranke geöffnet. Zu allem Überfluss ist der Bezahlbeleg vom Winde verweht worden. Bis zum Abend wusste ich nicht, wieviel die Strecke von Mailand bis Ravenna (über 250 km) wirklich gekostet hat. Am Abend sagt der Kontoauszug: 21,70 €. Viel Geld, aber vielleicht ist da auch so etwas wie Strafe enthalten?
Von Buochs fahren wir über Como nach Italien. Google Maps sagt, dass es dort einen Stau gibt und leitet uns mitten durch Como. Nahezu staufrei. Wir wußten, dass Como an der Grenze liegt, aber dass die Grenze zwischen der Schweiz und Italien mitten durch Como verläuft, wußten wir nicht.

Surreal, die Grenzstation mitten im Häusermeer, Grenzer stehen am Kontrollhäuschen und kontrollieren zumindest im Moment nichts. Fußgänger passieren ohne einen Blick den Grenzern zu gönnen,m die Grenze, hin und her. Besser als an diesem Grenzübergang kann nicht zum Ausdruck kommen, wie überflüssig Grenzen eigentlich sind.
In der Schweiz sahen die Tunnelanlagen regelrecht geputzt aus, weiße richtig saubere Wände, tolle Beleuchtung, propere Markierung. Schon an den ersten Tunnelanlagen in Italien merkt man, dass jetzt etwas anders ist. Beleuchtung ist vorhanden . . . . aber die Tunnelwände . . . sind auch vorhanden. Krasser könnte der Unterschied nicht sein. Heike meint lakonisch: Italien hat kein Geld.

Wir kommen am Nachmittag in Ravenna an und werden die Nacht auf einem Stellplatz auf der Plaza Resistenza verbringen, keine 20 Minuten Fußweg von der Altstadt entfernt.

Noch ist es sonnig und trocken. Und warm: 29 Grad. Das ist für mich heftig. Ich habe eigentlich keine Lust bei dem Wetter in die der Altstadt zu bummeln. Ich will mich eigentlich nur noch bewegen, stramm gehen wäre gut. Wir haben zu lange im Auto gesessen. Wir gehen dann aber doch in die Stadt. Sie ist italienisch schön.
Spontan entscheiden wir uns für die Basilika San Vitale und damit für die fünf Weltkulturerbestätten in Ravenna. Byzantinische Mosaikarbeiten stehen im Mittelpunkt. Atemberaubend. Schade, dass es schon so spät ist, wir werden sie nicht alle sehen können. San Apollinare Nuovo schaffen wir dann auch noch während der Öffnungszeiten. Durch die Stimmung in der Basilika San Vitale komme ich auch etwas runter und kann den Rest von Ravenna genießen. Gregorianische Gesänge haben die Atmosphäre in der Kirche maßgeblich beeinflusst. Nur zu doof, dass ich heute die Kamera nicht mitnehmen wollte. Mir war noch nicht danach. Also muss das Smartphone reichen.

Am Abend können wir uns nicht entscheiden, ob und wo wir essen gehen wollen. Wir bleiben dann doch in einem Lokal auf der Plaza del Popolo hängen, speisen Pizza und wanken danach müde und kaputt zurück zum Auto und sacken nur noch in die Federn. Es ist immer noch warm, auch im Auto sind’s 25 Grad. Hoffentlich kühlt es sich in der Nacht etwas ab.