Augsburg, Corona und trocken geblieben!

In Ulm war der Wohnmobilstellplatz vorbildlich . . . und ein bisschen teuer (15,– € zzgl. Strom und Wasser, wenn man es wollte), aber die Stadt hat uns nicht gefallen. In Augsburg ist es umgekehrt, der Stellplatz ist so . . . na, geht so, aber die Stadt hat schon was. Fugger, Luther, Weltkulturerbe . . . Wir laufen bis 19:00 Uhr rum und sind anschließend rechtschaffend fertig.

Von park4night wissen wir, dass man im Donaubad in Ulm, direkt neben dem Wohnmobilplatz, duschen kann. Das machen wir dann auch am Morgen vor der Abfahrt und vergessen unser Schwimmzeug. Für 2,– € hätten wir eine kleine Runde im Freibad paddeln können, nicht nur duschen. Nach der warmen Nacht ist die Dusche allerdings schon eine fantastische Erfrischung. Gestern waren es > 30o C. Die Nacht war nicht wirklich frisch.

Da uns Ulm nicht so wirklich gefällt und wir unseren Plan, das Münster besichtigen, schon umgesetzt haben, bleiben wir nicht länger in Ulm, sondern fahren nach Augsburg. Ohne zu wissen, was wir da tun, an diesem Wochenende.

Wir landen gegen elf auf dem Wohnmobilstellplatz an der Wertach, fußläufige Verbindung in die Stadt. Wir ergattern den vorletzten Platz!! Auch später in der Stadt fallen die vielen Touristen auf. Erst spät registrieren wir, dass an diesem Wochenende Weltmeisterschaften in einer Kanudisziplin im künstlichen Wildwasser des Lech und darüber hinaus ein Straßenkünstlerfestival stattfinden. Tja, wenn man sich nicht ordentlich vorbereitet. Das Straßenkünstlerfestival wäre was gewesen. Es startet aber erst heute Abend um 18:00 mit einer zentralen Veranstaltung auf dem Rathausplatz und findet somit ohne uns statt.

Der Platzwart des Wohnmobilstellplatzes ist die Wucht. Ein Original wie es im Buche steht. Für diesen Job wie geschaffen. Wir sollen den Wirt vom Riegele Wirtshaus grüßen, er, Joe, würde ihm ja jedes Jahr bestimmt 400 Gäste schicken. Und wenn dort kein Platz mehr frei ist, müssen wir nur sagen, dass wir von Joe kommen. Der Bürgermeister hat sich auch schon mit ihm ausgetauscht . . . . Aber wir erhalten auch wertvolle Tipps und Informationen. So einen Platzwart würde ich mir auf jedem Wohnmobilstellplatz wünschen.

Der Weg in die Stadt ist bewältigbar, aber doch länger als gedacht. Zudem laufen wir in der Stadt im Laufe des Tages trotz Pausen eine Menge rum. Heikes Knie macht sich am Ende des Tages dann doch bemerkbar.

In der Stadt suchen wir die Fuggerhäuser und werden wohl ob unseres suchenden Ausdrucks und der Stadtpläne in der Hand von einem Passanten angesprochen. Er empfiehlt uns aber die evangelische Kirche St. Anna, neben der wir soeben stehen und erzählt uns ein klein wenig davon. In der Tat, langer Rede kurzer Sinn; wir folgen seinem Rat nach einer kurzen Rast mit einem Pfund teurer (5,– €), aber hervorragender Erdbeeren vom Augsburger Stadtmarkt. Das war ein bisschen Norwegenfeeling. In der Kirche schwatzen wir noch ein wenig mit einer ‚offiziellen‘ Frau (hatte ein Namenschild) über Augsburg und Deutschland. Sie wohnt als Griechin seit 15 Jahren in Augsburg. In Summe bleiben wir zu lange in der Kirche, die auch für Luther in der Zeit seiner Anhörung / Verteidigung hier im Fuggerhaus von Bedeutung gewesen ist. Hier hat er die Wartezeit verbracht. Außerdem befindet sich hier die Familiengruft der Fugger.

Danach laufen wir zum Rathausplatz und wollen den Goldenen Saal und die hoch gelobten Brunnen sehen, ohne zu wissen, warum die Brunnen so wichtig sind.

Der einzige Brunnen auf dem Rathausplatz (wo sind die anderen?) gibt dazu keine Auskunft. Aber der Ausstellungsraum des Weltkulturerbes „Wassermanagement“ gleich in der Nähe des Goldenen Saals, der im Übrigen sehr beeindruckend und gut besucht ist. Erst seit 2019 gibt es das Weltkulturerbe in Augsburg. Die Gebäude und die Infrastruktur zur Wasserversorgung der Stadt Augsburg prägen die Stadt. In der Ausstellung wird der Zusammenhang erst mal so richtig klar und die Stadtmerkmale gewinnen einen neuen Wert, bzw. neue Bedeutung. Auch dort sind wir eigentlich viel zu lange. Aber es ist interessant. Die Frau in der Ausstellung kann uns auch ziemlich viel erklären und schlägt den Bogen zu den digitalen Angeboten. Sehr schön, wieder mal Glück gehabt und an eine kompetente Person geraten.

Irgendwo in Augsburg erreicht mich die Nachricht der Tochter. Auf der Hütte hat sich eine Person mit Corona angesteckt. Ob ich dennoch am Montag aufsteigen will? Schluck. Corona hat immer noch das Potential alles durcheinander zu bringen. Das muss ich mir erst mal überlegen. Noch ist Zeit und ich kann die Entscheidung vor mir herschieben.

Inzwischen hat uns der Hunger eingeholt. Obwohl es zwischenzeitlich regnerisch aussieht lassen wir uns nach kurzer Diskussion in einem ital. Lokal im Straßenausschank nieder (Jetzt essen und auf den Biergarten Riegele Brauerei verzichten? Besser nur was Kleines und was bayrisches im Biergarten) . . . ? Am Ende bereuen wir den Italiener nicht. Er ist nicht übermäßig teuer, aber übermäßig gut.

Heike möchte mit der Straßenbahn zurückfahren, zumindest das größte Stück des Weges. Wir laufen zu den Wassertürmen und zum Roten Tor, um von dort die Bahn zu nehmen. Um die Wassertürme herum ist es sehr ruhig, parkähnlich, mitten in der Stadt! Wir rasten zu ihren Füssen am Handwerkermuseum in einem kleinen Park und ich schlafe mit dem Kopf auf Heikes Schoß auf der Bank ein. Ich hätte da noch länger liegen können. Ein gutes Zeichen . . . . Urlaub!

An der Straßenbahnhaltestelle wird es dann noch mal kurz hektisch. Ich habe ein 9,– € Ticket, das bundesweit gilt. Heike hat ihr Firmenticket vorgestern abgegeben. Schnell noch ein ÖPNV-Ticket am Automaten lösen. Welcher Tarif? Wo wollen wir hin? Wie viele Haltestellen fahren wir? Wo sind wir überhaupt? Schei….! Da kommt die Bahn! Es hat aber alles noch geklappt.

Wir fahren nur bis zur Riegele Brauerei und setzen uns dort in den Biergarten. Obwohl wir satt sind, kann ich nicht widerstehen und es gibt nicht nur flüssiges Brot (ein helles und ein dunkles), sondern auch Krustenbraten vom Riegele Strohschwein (na, ob das so stimmt?). Aber es schmeckt hervorragend. Wir teilen uns eine Portion. Sicherheitshalber sitzen wir nicht unter den Bäumen, sondern unter einem der riesigen Sonnenschirme. Unnötigerweise, wie sich bei unserem Abgang herausstellt. Aber nicht mehr lange. Auf dem Weg zurück zum Wohnmobil kriegen wir auf den letzten Metern noch Regen ab. Wenig zwar, aber immerhin. Kaum sitzen wir im Trockenen schüttet es auch schon aus Eimern. Glück gehabt.

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