Oppheim – Stølen

Stellplatz für die Nacht auf dem Campingplatz IMI Stølen

Eine zwei Gebirgspässe-Fahrt bei gutem Wetter.

Gestern Abend habe ich mich schon von ihm verabschiedet. Heute stehe ich extra etwas früher auf, damit ich mich von ihr verabschieden kann, bevor sie zur Arbeit fährt. Das heißt 06:20. Die Uhrzeit kommt mir entgegen. Ich habe heute bis Stølen eine > 4-Stunden-Fahrt vor mir. Sie führt mich über zwei Gebirgspässe, einer davon ist „mein Angstpass“.

Nach der Verabschiedung mache ich mein Auto klar, räume alles ein, was noch rein muss, zuvorderst mein Bettzeug natürlich. Es hat über Nacht nicht geschneit, aber es gab leichten Frost. Gut, dass ich das Auto vorgeheizt habe Ich starte um 08:00 Uhr. Es ist noch dunkel. Macht nichts. Zum einen kenne ich die Strecke und zum anderen kann ich in Stryn noch im REMA nach der Schokolade schauen, die ich bei unserem Einkauf am ersten Tag hier nicht bekommen habe.

Erfolg! Der REMA hat die begehrte Schokolade für 46 Kronen. Ich kann mich daran erinnern, dass wir die Tafel schon (vor Jahre!!) für 26 Kronen gekauft haben. Allgemeine Verteuerung auf norwegisch!

Dann geht’s hoch auf das Strynfjell. Inzwischen ist es auch schon hell. Allerdings gibt es keinen Sonnenschein. Da war die Wettervorhersage für Stryn wohl etwas zu optimistisch. Verkehrs- und Straßensituation sind hervorragend. Streckenweise kommt es mir vor wie Sonntag. Kaum Verkehr auf dem RV15 hoch zum Strynfjellet. Das Strynfjellet ist offen, frei und fantastisch zu befahren. Die Straße ist allerdings ein wenig schneeig und vereist. Aber die Spikes machen einen guten Job. Der Gebirgsübergang liegt auf über 1.100 m Höhe. Hier ist es kalt, -9 Grad! Damit habe ich nicht gerechnet. Dennoch eine tolle Fahrt, nicht mit der zu vergleichen, die ich 2022 erlebt habe.

Vom Gebirgsübergang geht es im Prinzip nur noch stetig abwärts, mal steiler mal gemäßigt. Es wird immer kälter. Bei -10,5 Grad bekomme ich Angst und lasse das gestern mühsam eingefüllte Wasser ab. Bis -10 Grad soll das Auto frostsicher sein. Hmmm. Kein Risiko. Der eine Schaden auf dieser Reise reicht mir.

Die Fahrt ist ansonsten entspannt und angenehm. Heike fehlt mir. Wir telefonieren eine gute Stunde lang bis ich durch Otta hindurchfahre. Das hat richtig gut getan. Ich schwanke stark zwischen „keine Lust mehr und bloß nach Hause“ und „ich will unbedingt nach Jokkmokk“. Manchmal frage ich mich, was ich hier oben im Winter eigentlich mache, was ich hier will, ist doch alles nur anstrengend. Sekunden später treibt mir die Landschaft ein Lächeln ins Gesicht und ich bin froh, dass ich hier bin und weiterfahren kann. Wenn ich dieses Jahr nicht nach Jokkmokk zum Wintermarkt komme, dann wohl nie.

Otta ist für eine Pause nur zu empfehlen, wenn man in Otta rechts auf die E6, also in Richtung Süden abbiegt – Richtung nach Hause. Ich biege aber links ab, in Richtung Wintermarkt, nein Trondheim. Daher lege ich erst in Dombås eine größere Pause ein. Tanken, ein Gebäckstück kaufen und vernaschen, WC, ein wenig rumlaufen. Die nächste Etappe ist bei schlechtem Wetter geeignet, mir Schweißperlen auf die Stirn zu treiben. Es geht über das Dovrefjell. Bei gutem Wetter, wie heute eine tolle Fahrt durch eine faszinierende Landschaft. In „rasender Fahrt“ geht’s hoch auf das Dovrefjell.

Der m.W. längste Gebirgsübergang in Norwegen und ebenfalls über 1.100 m hoch. Hier leben im Dovrefjell-Nationalpark noch wilde Moschusochsen. Natürlich lassen sich diese Viecher nicht an der Straße blicken, wenn drüber weg rausche.

Die Gebirgspässe ich Norwegen nötigen mir starken Respekt ab. Ich hätte nie gedacht, dass die Reise 2022 derart nachhaltig wirkt. Ich glaube nicht, dass ich nach dieser Reise jemals wieder das Bedürfnis habe im Winter in Norwegen zu sein und Auto zu fahren.

Der Abstieg vom Dorvrefjell, resp. die Talfahrt streckt sich über viele Dutzend Kilometer hin. Ich komme kurz nach 14:00 in Stølen an. Vom Campingplatz aus hört man die E6. Ich bin gespannt, ob das auch in der Nacht der Fall ist. Üblicher Weise nimmt der Verkehr in der Dunkelheit stark ab. Der nette Mensch an der Rezeption feiert mich als ersten Camping Gast des Jahres. Aber für morgen hätten sich schon weitere Camper angesagt. Der Platz ist nicht groß, schon in die Jahre gekommen aber sauber und durchaus annehmbar. Natürlich fehlt hier (wir sind in Norwegen) eine Sauna. Der Platz hat nicht nur Campingplätze und Hütten, sondern auch ein Motel. Ist hier öfters anzutreffen, wenn auch nicht gang und gäbe. Ich bin also nicht ganz so allein auf dem Platz.

Stølen ist ein Wintersport- und Freizeitort ohne Ortskern. Viele Hütten ziehen sich den Hang hoch, fast alle leer um diese Zeit, fast so wie mein Campingplatz. Die Skipisten sind leer. Auch das große Alpintun, ein Hotel, scheint auf Sparflamme zu laufen. Für einen Spaziergang reicht es.

Bescheidene Feriendomizile stehen hier . . . leer.

Ich bleibe nur eine Nacht und morgen geht es sowieso weiter. Ich brauche mich aber nicht eilen, die nächste Tagesetappe hat nur 2 ½ Stunden Fahrzeit. Die Alternative, bis Östersund durchzufahren ist mir aber zu lang. Das wären dann über 6 Stunden. Ich möchte lieber während der hellen Tagesstunden in Östersund ankommen.

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