
Was macht man an einem Sonntag in Östersund?!
In erster Linie lange schlafen . . . aber irgendwie klappt das heute nicht. Jedenfalls nicht so lange, wie ich es gerne getan hätte. Nun ja.
Heute soll es wieder kalt werden 10 Grad unter 0. Die Arena ist offen. Das wird dann am Abend wohl frisch. Ich beschließe einkaufen zu gehen. Mir sind die Äpfel ausgegangen. Auch in Schweden sind die Lebensmittelgeschäfte am Sonntag geöffnet, hier sogar von 07 – 23 Uhr! Der Einkauf wird genutzt, um die Winterstiefel für heute Abend zu testen. Eigentlich ist der Test der Grund für den Einkauf. Reichen dünne Socken in dicken Stiefeln?
Die Kälte kribbelt in der Nase. Beim Einatmen pritzelt es ganz leicht, als würden sich feinste Eiskristalle an den Nasenhäarchen bilden. Ist natürlich nicht so, fühlt sich aber so an. Nach dem Einkauf steht die Stiefel-Entscheidung: -10 Grad sind für die Stiefel zu warm. Meine Füße sind naßgeschwitzt. Gut zu wissen. In Lappland sollten es die Tage -25 Grad werden. Hoffen wir das Beste!
Zur Arena will ich nicht laufen und recherchiere nochmal mit Google Maps die Busverbindungen und . . . . es gibt zwei Arenen in Östersund!!! Beide nebeneinander. Eine Fußballarena und die Eisarena. Beide heißen auch Arena. Die Fußballarena ist oben offen, die Eishockeyarena ist eine Halle! Da hab‘ ich mir vor ein paar Tagen wohl die falsche Arena angeschaut. Die Stiefel sind jetzt erst mal raus!
Vom Campingplatz aus könnte ich mit dem Bus fahren, aber dann hätte ich heute nicht genug Bewegung, also laufe ich in die City. Früh genug, um noch einmal runter an den See zu gehen. Mal sehen, was da heute los ist.

Wesentlich weniger als gestern, keiner liegt in der Sonne, aber Kinder spielen auf dem Eis und es wird gegrillt. Ich laufe statt dessen noch einmal ein wenig auf dem See herum. Das fasziniert mich dermaßen. Unter mir ist reichlich Wasser. Soviel, dass hier im Sommer Schiffe und Boote fahren. Jetzt gibt es ein gut gekennzeichnetes Wegenetz auf dem Eis.
In diesem Jahr sind keine Eislaufbahnen resp. -straßen angelegt, wie im letzten Jahr, als Heike und ich hier waren. Wahrscheinlich ist das Eis noch nicht dick genug, um mit einer Maschine auf’s Eis fahren zu können, die die Bahn anlegen kann.
Danach gehe ich in eine Konditorei, Heikes Empfehlung. Im Wedemarks soll es legendäre Sandwichtorte geben. DIE haben sie zwar nicht, aber die Schokolade ist gut und der Kuchen auch. Ich habe Glück, ich bekomme gerade so einen freien Platz.

Um halb vier mache ich mich per Bus auf den Weg zum Spiel, „Faceoff“ ist um 16:30. Ich habe den Eindruck, dass eine Fahrt hier immer 32 Kronen kostet, egal wie weit man fährt. An der Arena ist schon richtig was los.
Einfahren der Spieler zum Warmlaufen:
Ich bin begeistert. Familien, Opas und Omas mit Enkel, Mütter mit Kind, kleine Gruppen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, eine bunte Mischung, ca. 50% der Gäste sind Frauen. Das Spiel mag heute von Männern gespielt werden, aber eine Männer dominierte Veranstaltung ist das nicht. Die Stadionsprecherin ist eine Frau. Zwischen den Dritteln sausen Mädchen über’s Eis und säubern die Torzonen von den Eissplittern. Die „Schaltzentrale“ ist gut zu sehen. Auch dort sitzen nur Frauen unterschiedlichen Alters an den Bildschirmen und steuern, was zu steuern ist.
Es gibt auch Bier, soweit ich die schwedischen Dosen verstehe, aber betrunken ist niemand. Sehr angenehm. ÖIK ist im Übrigen die Abkürzung für den in der 2. Liga spielenden Östersunder Verein. Man klatscht hier aber auch, wenn die Gäste einen tollen Spielzug vollbracht haben. Angefeuert wird aber nur ÖIK.
Das Spiel geht im Übrigen zu Null aus.
Ich habe heute zu viel getrunken und muss leider das Klo vor und nach jedem Drittel aufsuchen. Sonst nicht für’s Tagebuch erwähnenswert, aber . . . . In der Arena gibt es nur eine Toilettenanlage für ihn und sie. Das gesamte Stadion geht im Laufe der gesamten Veranstaltung mindestens einmal dorthin. Ich „darf“ dann auch noch mal nach dem Spiel, bevor’s nach Hause geht. Auf den Fußböden der Toiletten liegen keine Papierhandtücher, keine Abfälle oder irgendwelche dubiosen Pfützen (bei den Herren). Ich glaube, DAS ist schwedisch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das bei uns genauso ausgesehen hätte.
Ich bekomme noch den letzten Bus mit. Im Übrigen bin ich auch der Einzige aus der Arena, der mit dem Bus fährt. Die anderen fahren alle mit dem Auto. Wg. der Straßenverhältnisse fahren die Busse hier seeeehr gemütlich.