Jåhkåmåhke Márnána

Der 420ste Wintermarkt in Jokkmokk. Overcrowded!

Die gestern begonnene Planung für die kommenden Tage wird erst einmal zu Ende gedacht. Es hat auch schon wieder jemand was von den Kleinanzeigen gekauft. Warum nur jetzt? Vorher war wochenlang Ruhe. Muss auch noch für Heike vorbereitet werden. Gott sei Dank kann sie die Sachen zu Hause versenden.

Dann mache ich mich auf den Weg. Vor der „Rentier Karavane“ um 12:20 möchte ich mir noch die beiden Kirchen anschauen, sie sind für die Allgemeinheit bis 12:00 geöffnet. Während ich zum zweiten Mal die 3 km vom Campingplatz nach Jokkmokk laufe werde ich mehrfach vom Scootertaxi überholt.

Scootertaxi

Der Markt wird im Übrigen seit 1605 jährlich abgehalten. In diesem Jahr halt zum 420sten Mal.

Die beiden Kirchen finde ich jetzt nicht sonderlich herausragend, aber ich muss bedenken, wir sind hier in Jokkmokk. Das ist im Prinzip mitten im Nirgendwo. Und einmal im Jahr rockt hier der Papst im Kettenhemd. Da wird alles geöffnet!

In der neuen Kirche sind nicht viele Menschen, aber in der alten auch nicht, gemessen an den vielen Bussen, die am Museum parken.

Da die Kirchen nicht so recht zum lange verweilen einluden, wandele ich im Zick Zack durch die Marktstände und schaue mir an, was angeboten wird.

 

Es ist nicht nur absolut überfüllt. Ich habe vor der Reise gelesen, dass bis zu 40.000 Menschen pro Jahr den Markt besuchenm und ich habe es nicht geglaubt. Angesichts der Massen, die sich heute, an einem Donnerstag, hier durch die Straßen schieben, glaube ich das jetzt ohne weiteres.

Der Markt ist auch nicht wirklich schön. Es werden lokale oder regionale Lebensmittel angeboten, Schmiede bieten ihre Kleiderhaken an, Holzwaren werden feil geboten, scandinavische Messer aus lokaler und dubioser industrieller Produktion sind häufig anzutreffen, Lederwaren auch, selten mit der Sicherheit der lokalen Herkunft. Daneben gibt es unendlich viele Freßstände mit Döner (!), Donats und Gott weiß was allem. Regionales ist auch mal darunter. Am unpassensten finde ich die Stände mit allerlei Ramsch und Touristennepp. Die Sängerin auf der Bühne findet irgendwie wenig bis keine Beachtung.

Lustig ist ein Erlebnis an einem Käsestand. Die Marktfrau bewirbt intensiv  einen Käse. Ich probiere und bin fasziniert. Super Geschmack. Käse aus Lappland?? Ich will wissen von wo der Käse herkommt. Ja . . . . also . . . . nicht direkt von hier aus Jokkmokk. Von wo denn? Aus Jütland (Dänemark)!!!! Na toll! Das gleiche erlebe ich auch mit einem Kaffee, „nur 100 Meilen entfernt hergestellt“. Haha! Eine schwedische Meile sind 10 Kilometer!! Tja, Kaffee aus Stockholm. Das ganze ist schon mehr Touristennepp, als Traditionsveranstaltung.

Endlich ist es soweit, die samische Familie in traditioneller Bekleidung mit traditionellen Wandergepäck kommt durch die Marktstraßen zur Bühne.

Ich gebe zu, das hatte ich mir anders vorgestellt.

OK. Dann gehe ich halt zum Sami-Museum, dort gibt es eine Führung durch die Dauerausstellung. Im Ergebnis lande ich jedoch in der Kafeteria und schlabbere einen Kaffee mit lecker Kuchen. Mit Müh‘ habe ich wenigsten hier noch einen Platz bekommen. Im Museum werden Vorträge angeboten, auf schwedisch. Hmmm. Da bin ich raus. Sie sind aber sehr gut besucht. Während der Campingplatz nach meinem Eindruck fest in deutschere Hand ist, scheint der überwiegende Teil der Besucher des Marktes aus Schweden zu kommen. Schweden interessiert sich für das einzige indigene Volk Europas, die Samen! Wirklich?

Puhhhh. Ich habe es mir schon voll vorgestellt, aber dass die Marktveranstaltung derart beliebt ist! Ich gehe noch einmal zurück, kaufe beim ICA die verlorene Spülbürste nach und laufe noch einmal durch die Straßen, aber es ist nicht besser geworden.

Im Versammlungshaus und in der Verwaltung scheinen auch Veranstaltungen stattzufinden, allerdings stehen sie nirgendwo im Programm und ich komme auch nicht rein (ins Verwaltungsgebäude). Dann habe ich auch schon so langsam genug und laufe wieder zurück. Heute kann ich nicht über zu wenig Bewegung klagen.

Artic Camp Jokkmokk

Eine Abendveranstaltung hätte mich ggf. noch angesprochen. Joik und samische Lieder. Aber will ich für eine Veranstaltung in schwedischer Sprache so spät durch die Nacht zum Platz zurücklaufen???

Abends gehe besser ich in die Sauna (heiß von 6-9) und treffe dort einige Menschen. Auch hier frönen die Schweden der Tradition in der Sauna Bier zu trinken. Ohne ginge ja gar nicht! Hier ergibt sich ein Gespäch zwischen Menschen aus Schweden, Italien und Deutschland. Tut mir gut heute.

Am Abend habe ich Gewißheit. Irgendetwas stimmt mit der Heizung im Auto nicht. Sie heizt, und wie. Sie schaltet auch ab, wenn die Solltemperatur erreicht ist, aber sie schaltet nicht automatisch wieder ein, wenn die Temperatur unter den Sollwert sinkt. Manuell kann ich sie wieder einschalten, kein Problem. Ich hoffe, das gibt sich und ist nur Ausdruck tiefster Temperaturverwirrung. Gestern waren es noch -14 und in der Nacht sogar nur -17 Grad. Heute am Tage sind es +3 Grad. 20 Grad Differenz in weniger als 24 Stunden. Bitte liebe Heizung bekrabbele dich.

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