Kunst allerwegen, die Medici sind sehr präsent.
Beim Frühstück beschließen die beiden Damen nun doch in die Uffizien zu gehen. Das hatte Heike in der Planungsphase verworfen und wir hatten keine Tickets gekauft. Aber Trost. Es ist immer noch online möglich, auch für den heutigen Tag. Für 11:45 bekommen wir noch Tickets.
Ich wünschte auch andere Bürogebäude und der sich darin abwickelnde Besucherstrom wären so gut organisiert wie die an sich trostlosen Uffizien. Ob sie zur Zeit der Medici heller oder farbenfroher waren? Heute sind die Gebäude grau und innen recht dunkel, letzteres möglicher Weise zum Schutz der zahlreichen Kunstwerke. Während wir in der Schlange stehen und auf Einlaß für unser Zeitfenster warten haben die Damen die Gelegenheit zu recherchieren, welche Kunstwerke, resp. Künstler sie sich ansehen wollen. Die Entscheidung fällt auf eine „kleine“ Auswahl: Carravagio, Michelangelo, Tizian, da Vinci, Giotto, Botticelli. Die Auswahl ist zumindest so umfangreich, dass wir durch das gesamte Gebäude laufen müssen, also die lange Tour nehmen. Die angebotenen kurzen Touren für den zeitarmen Touristen würden irgendjemand auslassen.

Obwohl wir an vielen Werken mir überhaupt nicht bekannter Künstler vorbeilaufen sind wir gut drei Stunden in diesem Museum. Trotz der angeblich touristenreduzierten Jahreszeit ist das Museum voll, ich kann mir nicht vorstellen, dass das noch voller geht. Die Uffizien gehören dem ital. Kulturministerium und machen fast 200.000,– € Tageseinnahmen mit Eintrittsgeldern, ca. 60 Mio. € pro Jahr. Dafür, dass die Kunstwerke von jemand anderen gekauft wurden, den Medici, ist das Museum eine tolle Gelddruckmaschine.
Immer wenn ich durch derartige Ausstellungen gehe und auch die anderen Menschen anschaue, bin ich mir sicher, dass der geringste Teil der Besucher, so wie ich auch, gar nicht erkennen würden, wenn hier gute Reproduktionen und keine Originale aufgehängt wären. Aber dann kämen wahrscheinlich nicht so viele Menschen, der Reiz des Originals würde fehlen. Den Originalen haben wir auch die Sicherheitskontrolle am Eingang zu verdanken. Natürlich habe ich nicht daran gedacht, dass ich meinen ständigen Begleiter, ein kleines Taschenmesser, nicht mitnehmen darf und muss es bei der Security deponieren.
Wir gehen zu Fuß zum Museum und laufen bereits südlich des Arno durch pittoreske Straßen die ‚typisch florentinisch‘ aussehen. Keine Ahnung, ob das wirklich typisch ist, aber so habe ich es mir hier vorgestellt. Schon am Vormittag ist in Florenz richtig was los.


Nach dem Museumsbesuch wollen wir eine Eisdiele besuchen und damit einer Empfehlung von Heikes Freundin folgen. Auf dem Weg dorthin entern wir erst einmal, ermattet durch das Museum, eine Café-Bar. Nach den beiden Espressi geht es mir besser. Die Eisdiele Venchi entpuppt sich als to-go Eisdiele. Sitzen kann man nur draußen in der Fußgängerzone. Wir haben aber alle Lust auf eine Sitzpause und suchen einen kleinen Park. Das ist in Florenz gar nicht so einfach. Grünflächen gibt es nicht so reichlich. Der Terzo Giardino sieht so aus, als würde man dort schön am Arno sitzen. Aber als wir über die Ponte alle Grazie laufen merken wir schnell, dass das nichts wird. Baustelle, Bagger. Wir landen dann im nahen Giardino Martin Lutero. Dort bekommen wir die letzte freie Bank der wenigen Banken, die dort aufgestellt worden sind.
Nach der Pause trennen sich die Wege. Jana geht zurück zur Wohnung. Genug Kultur. Heike und ich haben die Nase noch nicht voll. Und – viel bemerkenswerter – Heikes Knie und Füße machen noch mit. Noch!! Wir brechen auf in die Basilica di Santa Croce di Firenze und besichtigen dort verschiedene Grablegen berühmter Menschen, z.B. von „dem“ Michelangelo, aber auch Niccolò di Bernardo dei Machiavelli und Galileo Gallilei.*
Eines von Heikes wichtigen Zielen in Florenz ist die Scuola del Cuoio Firenze, die ganz in der Nähe liegt. Sie ist nicht einfach zu finden, eine Hinterhoflokation, die zudem noch eingerüstet ist und restauriert wird. Aber wir kommen an. Faszinierende Handwerkskunst und gute Alltagsideen in Leder. Nicht gerade ein Schnäppchen, was dort verkauft wird, aber schick. Heike kann bei einer kleinen Handtasche nicht widerstehen. Sie sieht aber auch wirklich schön aus.
Dann der Rückweg. Jetzt melden sich dann doch noch Knie und Füße. Gott sei Dank ist’s ja nicht all zu weit. Am Abend wird dann auch nicht weitergelaufen. Wir speisen in der Wohnung und warten auf den Freund der Tochter, der nachreist. Er kommt zumindest so spät an, dass wir anderen alle schon ziemlich müde vom Tag nur noch so rumhängen um ihn zu begrüßen. Nach einem gemeinsamen Schluck Wein krieche ich dann auch in die Falle.
* Nachtrag: Im Rückblick müssen wir feststellen, dass uns von allen Kirchen, die wir uns in Florenz angeschaut haben, Santa Croce am Besten gefallen hat. Diese könnten wir auch gerne noch einmal besuchen.