Kein Markt, kein Wein!

Nicht nur die Englischkenntnisse sind in Italien schlecht, auch die Internetabdeckung, von 5G ganz zu schweigen.

Wir können es nicht glauben, Google Maps gibt uns des Morgens (nach ‚angemessener Bedenkzeit‘) die Auskunft, dass der letzte Bus des Vormittags um 08:20 fährt und dann bis 11:45 keiner mehr. Sicherheitshalber gehe ich zum Campingplatzbetreiber und frage ungläubig nach. Von dort wird mir versichert, dass dies durchaus und auch leider stimmt. Gleichzeitig werde ich gewarnt, dass heute der letzte Bus um 17:55 von Lucca aus zurück fährt. Davor fährt noch einer um 16:55 und um 16:00, ohhh Luxus. Ein schlanker Busfahrplan.

Wir nutzen die Zeit bis 11:45 aus, bzw. wollen es tun, um die nächsten Tage zu planen. Ja gibt es denn hier irgendwie Internet? Jedes Bit oder Byte scheint sich hier einzeln durch die Sphäre zu schieben. Moment, der Platz hat doch WLAN . . . auch keine Lösung. An unserem Stellplatz kommt nichts an. Aber da gibt es doch noch das Gartenlokal des Platzes. Hier ist es etwas besser, das hauseigene WLAN. Mein Gott, so’n Sch…. Das gesegnete Zeitalter der Digitalisierung! Gleichzeitig ist es bemerkenswert, wie stark wir uns inzwischen auf die Verfügbarkeit des Internets verlassen. Die Navigation anzeigen lassen > Google Maps, die herausgesuchten Sehenswürdigkeiten auflisten lassen > Google Maps, detaillierte Informationen über die Sehenswürdigkeiten ansehen (Öffnungszeiten und Co.) > die Websites der Sehenswürdigkeiten, Campingplätze aussuchen und Kontaktinformationen in Erfahrung bringen > Park4Night, etc.). Die als Rückfallebene mitgeführte Landkarte der Toskana ist für das hiesige fein verzweigte Straßennetz mit zahlreichen netten Nebenstraßen und -sträßchen nicht ausreichend detailliert. Einen Campingführer haben wir gar nicht dabei, außerdem gibt es keinen, der alle Plätze und Stellplätze aufführt.

Irgendwann haben wir keine Lust mehr auf Sanduhren oder Uhren der verschiedenen Programme zu starren und lassen es bei einem groben Plan: Morgen geht es weiter in Richtung Massa, Carrara-Marmor ansehen. Dann vielleicht nach Genua und dann ist auch schon wieder Heimfahrt angesagt. Zeit geht immer schnell vorbei, es sei denn man wartet auf etwas und sieht nur Sanduhren – siehe oben.

Mir geht es heute echt miserabel. Irgendetwas ist in der Luft, ich verbrauche eine Packung Papiertaschentücher nach der anderen und bin irgendwie belämmert. Dennoch machen wir uns mit einer Extraportion Papiertaschentücher ausgerüstet auf den Weg per Bus nach Lucca. Wir wollen den dort stattfindenden Markt mit regionalen Produkten besuchen. Soll auf der Piazzale Verdi von 09:30 bis 18:00 stattfinden.

Auf der Piazzale angekommen ist dort einfach nichts, na ja, kein Markt, weit und breit. Ein einziger einsamer Stand mit irgendwas steht (noch oder nur??) dort herum. Direkt neben der Touristeninformation. Heike fragt dort nach. „Was sie sich wohl vorstellt!!!! Um diese Zeit ist kein Markt mehr! Selbstverständlich nur morgens bis in den Vormittag hinein, ist doch klar!!“ Uppps. Na ja dann . . . Freundlicher wäre zumindest möglich gewesen. Der vermaledeite Markt war einer der wichtigen Gründe für die zweite Nacht in Lucca und die verd…. Mühe mit den Busfahrplänen . . . .  Ich habe keinen Bock mehr! Die Nase läuft wie ein Wasserhahn und ich muss die ganze Zeit nießen.

Heike hat eine Allergietablette ich den unendlichen Tiefen ihrer Handtasche und danach wird es etwas besser, finde ich. Später bin ich davon überzeugt, Glaube versetzt Berge! Wir rennen im Zick-Zack durch die Stadt und essen wenigstens ein Eis bei di Piero, der Gelateria, keine Eisdiele, nur Straßenverkauf, die wir gestern entdeckt haben. Das Eis ist ***** und hebt zumindest die Stimmung – etwas.

Ich bin für Heike mehr Belastung als Begleitung. Lucca ist voller Kirchen. Sie sind irgendwie in die Baustruktur eingepasst. Ich habe mir nicht gemerkt, welche wir letztlich besucht haben. Sie war sehenswert, die nicht besuchten sicherlich auch.

 

In einer Bar trinken wir Orangensaft und Vino bianco und warten, dass die Zeit vergeht. Um 16:00 nehmen wir dann den Bus. Gar nicht so einfach. Auf der Piazalle Verdi gibt es Bushaltestellen über Bushaltestellen und das überall und nirgends. Nur an einigen hängt ein Busfahrplan. Unser Bus ist nirgendwo dabei. Gott sei Dank gibt es ein Ticket Office, in dem man natürlich kein Englisch spricht. Aber wir scheinen uns dennoch verständlich gemacht zu haben. Zum Bussteig 17 sollen wir, verdeutlicht man uns irgendwie, auf der anderen Seite des Platzes. Den Bussteig finden wir. Dort stehen bestimmt fünf Busse. Welcher ist’s jetzt. Klar, der mit der Nummer 53 sollte man denken. Aber hier sind ca. 50% der Busse ohne Nummer. Die Busfahrer angesprochen zucken diese mit den Schultern oder geben die weltbeste Antwort, dass es vermutlich einer der Busse ohne Nummer sein könnte, aber genau wüssten sie es auch nicht. In Hell: . . . and all organised by the italiens. Stimmt.

Auf dem Campingplatz machen wir unser Abendbrot heute selbst, will heißen, Heike kocht. Wir essen draußen. Es ist inzwischen angenehm. Wolken ziehen am Himmel auf. Es wird kühler. Das nachmittägliche Gewitter könnte heute unsere Region treffen. Wir schaffen es auch noch alles wegzuräumen und zu spülen. Da geht’s schon los. Der Plan für den Abend bleibt somit im Regen und in meiner Allergie (oder doch Erkältung?) stecken. Wir wollten zum Haus hochgehen und im Garten einen Wein trinken, heute mal einen roten. Aber einerseits macht das keinen Spaß im Regen und andererseits würde ich sowieso nichts schmecken. Heike will eh keinen Alkohol trinken. Also bleiben wir ‚daheim‘. Gut, dass wir das gestrige Abendessen nicht auf heute verschoben haben. Heute hätte ich nichts genießen können.

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