Siena – ganz anders als Florenz und doch irgendwie gleich.

Dennoch gefällt sie mir besser, die Stadt Siena.

Beide Städte, bzw. deren mittelalterliche Altstädte, also der unmittelbare alte Kernbereich, sind Weltkulturerbe. Während die eine ziemlich flach ist (na gut, es gibt schon die ein oder andere, allerdings sehr moderate Steigung), ist die andere auf mehr als sieben Hügeln erbaut. Es geht überall steil rauf und wieder runter. Die Häuser in Siena sind bei weitem nicht so gut in Schuss, wie in Florenz. Darüber hinaus sind sie noch so . . . rausgeputzt, verziert, protzig ausgestaltet, sie machen einen bodenständigeren Eindruck. Vielleicht ist der auch nur durch Zeitablauf entstanden.

Morgens beim Frühstück bewundern wir auf dem Campingplatz die französische Reisegruppe mit ihren Wohnmobilen, wie sie auf dem engen Platz bei der Abfahrt rangieren. Einer fährt sich auf dem Weg zum Camperservice fest und kommt ohne Einweisung eines Campingplatzmitarbeiters nicht weg. Heute Morgen in der Sonne sieht der Platz mit seinem Baumbestand schon viel freundlicher aus als gestern. Da hat er mir nicht gefallen.

Wir fahren mit dem Bus in die Stadt, ca. 20 Minuten. Die Haltestelle ist ca. 100 m vom Campingplatz entfernt. Wie in Florenz kostet ein Ticket 1,70 € und ist für 90 Minuten gültig. Auf dem Platz steht ein Paar aus Wuppertal. Wir fahren mit demselben Bus nach Siena und quatschen natürlich während der Fahrt etwas miteinander. Sympathische Menschen, Schottlandfans. Nach dem Aussteigen trennen sich unsere Wege. Irgendwie landen wir zuerst auf dem zentralen Platz in Siena.

Die Gassen in Siena sind klein, eng und verwinkelt. Ich finde es schön, darin herumzulaufen und Fotos zu machen. Siena gefällt mir besser als Florenz. Schon allein, weil es hier nicht ganz so voll ist. Das soll nicht heißen, dass hier wenig Touristen sind. Im Gegenteil! Aber es sind nicht arg so viele, wie in Florenz.

Bei A.Nannini trinke ich an der Bar einen Espresso für 1,30 € (ein Espresso soll vor Corona nur 1,– € gekostet haben, wir haben jetzt schon 1,20 €, 1,30 €, 1,50 € und am Flughafen 1,70 € bezahlt). Allerdings kann ich die gewünschte Kaffeesorte (Etnea) bei Nannini nicht gemahlen für meine Bialetti kaufen. Dafür finde ich im Bialetti Fachgeschäft direkt nebenan eine kleine 4-Tassen Maschine, die ich unbedingt haben will. Brikka ihr Name, neu auf dem Markt. Ich weiß, was ich mir bei Roastmarket bestellen werde, wenn ich nach Hause komme. Hier in Siena nimmt man zum regulären Preis noch den Siena- und den Tourieaufschlag dazu.

Heike möchte die Kathedrale sehen. Wir finden sie auch schnell und bequem, was täten wir ohne Google Maps?!?!?!

Aber wir finden auch eine Schlange mit ca. 45 – 60 Minuten Wartezeit. Ich wäre ohnehin nicht in die Kathedrale mit hineingegangen. Florenz hat meinen Bedarf an Kunst und üppigen Kirchen aus der Renaissance mehr als befriedigend gedeckt. Ich bin übersättigt und kann nicht mehr. Aber Heike ist die Wartezeit auch zu lang. Wir streifen weiter durch Siena und finden alsbald eine angenehme „Alternative“. In einer kleinen Nebengasse liegt ein Lokal auf treppenförmig angeordneten Terrassen, abseits der Fußgängerwege und Touristenströme. Wir sitzen und speisen in dieser Osteria ganz hervorragend.

In dem Viertel herumzustreifen, in dem die Osteria liegt ist schön. Hier sind gar keine Touristen!

Danach machen wir uns auf den Weg um einen Finger zu sehen.

Den Finger der heiligen Cateriniana. OK. Den Finger finden wir eigentlich pervers. Eine Reliquie, sie ist dort in der Tat öffentlich ausgestellt und wie eine Kerze aufrecht in einem Kerzenständer-ähnlichen Ding, natürlich aus Gold und Silber, präsentiert. Die Kirche Basilica Cateriniana di San Domenico ist aus dem 13. Jahrhundert und riesengroß. Allerdings ist einiges an Zerstörung über sie hinweg gegangen. Kein Fenster ist mehr original, einige zeigen sehr poppig und modern interpretierte Szenen christlicher Legenden.

Zufällig wohnen wir einem Gottesdienst einer amerikanischen Reisegruppe bei. Der Service ist recht kurz und knapp. Leider verstehen wir durch den Dialekt und den Wiederhall in der Kirche nicht alles was sie singen und gepredigt bekommen.

Inzwischen hat sich der Himmel bezogen. Gewitterwarnung für die Toscana. Na, wenn wir mal bloß trocken bleiben . . . . Wir machen uns auf den Rückweg. Auf dem Zick-Zack-Weg durch die Stadt zur Bushaltestelle kommen wir aus „reinem Zufall“ bei Nannini vorbei und ich genieße noch einen Espresso auf die Schnelle.

Der Bus ist voller Camper! Alle wollen nichts mit dem aufkommenden Regen zu tun haben und fahren zurück. Wir sind auch gerade angekommen, da fallen dann auch die ersten dicken Tropfen. Fein gefieselt hat es schon vorher. Aber Gott sei Dank hat das, was da runter kommt, nichts mit einem Wetter zu tun, vor dem man hat warnen müssen. Das brauchen wir auch nicht gerade.

Wir beide brauchen heute Abend mal eine Pause von Trümmern, Kunst, Kultur, Stadt und Menschen und hängen den Rest des Abends im Wohnmobil ab. Draußen regnet es ab und an, gelegentlich kommt wieder die Sonne durch. Wir müssen noch den Tag morgen planen.

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