Siena – Volterra

San Gimignano von der Bushaltestelle aus

Langsam geht es bergab. Gleich in mehrerlei Hinsicht. Mal sehen, ob der Trend anhält.

Der Plan für den Tag: Erst San Gimignano, dann Volterra und dort übernachten.

Weil wir vermuten, dass zumindest der erste Ort bei Touristen wie uns sehr beliebt ist, stehen wir etwas früher auf und kommen auch ganz gut weg. Nur der erste Teil der Strecke führt über eine bequeme Straße, dann wird es kurvig, allerdings nicht eng. Gegenverkehr ist jederzeit möglich (soweit keine LKW beteiligt sind). Die Landschaft ist so, wie sie sich der gemeine Toskanatourist vorstellt.

In weniger als einer Stunde sind wir in San Gimignano und landen auf dem zuvor per Google Maps ausgewählten Parkplatz.

Schluck. Wir dürfen hier nicht parken. Keine Wohnmobile. Wir passen zwar bequem in die markierten Parklücken und sind auch nur so groß, wie die großen PKW auf dem Platz, aber wir sehen aus wie ein Wohnmobil (auch wenn wir dessen ‚Größe‘ nicht haben). Da ich den Italienern faschistoide Züge unterstelle, insbesondere der Polizei und den Carabinieri, möchte ich auf Nummer Sicher gehen. Wir suchen einen anderen Parkplatz auf. Leichter gesagt als getan, die Parkplätze vor den Toren der Stadt sind ausschließlich für Anwohner oder für PKW. Der Wohnmobilparkplatz (3,– €) ist in Santa Lucia, 2 ½ km von San Gimignano entfernt. Aber es gibt einen Bus (für 3,– €). Bloß wo hält der? Gar nicht so einfach. Ein Einheimischer sagt dort, die Beschilderung sagt da und Bushaltestellenschilder stehen hier gleich zwei verschiedene, natürlich an unterschiedlichen Orten ????? Letztlich hält der Bus dort, wo Heike steht und die Hand rausstreckt. Hmmm. Manchmal macht es keinen Sinn sich Gedanken zu machen.

Ich habe die Nase dermaßen voll von Kirchen, Basiliken und Palazzos, wir gehen in San Gimignano nirgendwo rein sondern laufen nur planlos durch die Altstadt. Die Ähnlichkeit mit Siena ist irgendwie erklärlich, liegt ja nicht weit auseinander. Eine Eisdiele wirbt mit dem Weltbesten Eis 2024, wir können nicht widerstehen, ertragen die Warteschlange und nehmen uns ein dickes Eis auf die Hand.

Gott sei Dank ist es in San Gimignano nicht so voll. Je länger wir hier sind, desto voller wird es allerdings. Immer mehr Busse / Reisegruppen tauchen auf. Um die Mittagszeit flüchten wir und fahren weiter zum Tagesziel Volterra. Auf dem Weg dorthin müssen wir noch einmal durch San Gimignano und der Weiterfahrt entdecken wir den Busparkplatz für San Gimignano, auch ein paar Kilometer außerhalb der Stadt. Stadt ist im Übrigen zu viel gesagt. Eigentlich ist es ein Dorf, vielleicht ein etwas größeres Dorf, aber nicht viel mehr.

Weinanbau braucht Pflege (Busparkplatz ganz rechts!)
Irgendwo unterwegs in Richtung Volterra

Von San Gimignano ist es auch nicht weit bis nach Volterra. Ca. 14:00 sind wir dort und schauen uns erst einmal den Stellplatz an, der unterhalb der Stadt direkt an der Stadtmauer und dem Tor Porta di Docciola liegt. Wenn der nichts ist, fahren wir zum außerhalb gelegenen Campingplatz. Aber er sagt uns zu. Für 15,– € incl. Wasser, Strom (werden wir nicht nutzen), Grau- und Schwarzwasserentsorgung nehmen wir in Kauf, dass wir ein wenig schräg stehen aber nur wenig laufen müssen, um in die Stadt zu kommen.

Wenn die Menge der Touristen auf dem Niveau bleibt, dass wir in Volterra erleben, dann ist der Rest der Reise super. Im Florenz war es megavoll (überlaufen fand ich, auch wenn mir alle sagen, das sei noch lange nicht die Hochsaison), Siena war voll, aber bei Weitem nicht so wie Florenz. San Gimignano war gut besucht. Volterra scheint hingegen ein vom Massentourismus vergessenes Örtchen zu sein. Soll uns recht sein. Wir genießen es in fast menschenleeren Gassen herumzulaufen. Aber auch hier gibt es wohl zu bestimmten Zeit mehr Trubel, das lassen zumindest die Lokale, ihre Anzahl und ihre Größe vermuten.

Auch von der Größe der Orte haben wir uns abwärts bewegt. Florenz war der größte Ort und Volterra zumindest gefühlt der kleinste Ort. Hier finden wir aber etwas, das wir in den anderen Orten in deren Altstädten nicht gefunden haben: eine Alabasterwerkstatt.

Sie ist noch in Betrieb und verkauft die dort hergestellten Artikel im „Showroom“ eine Etage höher.

Volterra liegt wie San Gimignano oben auf einem Hügel, einem Hügel mit sehr steilen Flanken. Vom Stellplatz geht es über 250 Stufen hoch in das mittelalterliche Zentrum. Allerdings hat es auch dort jede Menge Stufen und Steigungen. Irgendwann übermannt uns der Hunger, zu einer für Italiener sehr unüblichen Zeit. Wir sind im Restaurant Porgi l’atra Pancia allein, bekommen aber etwas.

Nach einem guten Mahl laufen wir noch ein wenig durch das mittelalterliche Ambiente. Allerdings ist es kalt geworden. Die Sonne ist weg. Graue Wolken haben den Himmel vollständig bedeckt. Es donnert auch, nicht weit von uns entfernt. Wir machen uns daher alsbald auf den steilen Abstieg und kommen gerade so trocken am Auto an. Dann regnet es. Aber Gott sei dank recht verhalten.

Abendbrot entfällt heute. Naja, fast. Käse, Salami und etwas Obst geht immer und zählt nicht wirklich.

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